Gammelfleisch-Firma ist wieder im Geschäft

Bayerisches Kühlhaus kann unter neuem Namen weitermachen. Kritiker sehen Geschäftsführer als „Strohmann“

ILLERTISSEN taz ■ Der bayerische Gammelfleischskandal sorgt für neue Aufregung. Die Regierung von Schwaben hat entschieden, dass ein großer Kühlhausbetrieb in Illertissen bei Neu-Ulm ab nächsten Montag unter neuem Namen weiterarbeiten kann. Anfang Februar war dort tonnenweise verdorbenes Fleisch gefunden worden. Im rheinischen Neuss mussten rund fünfzehn Tonnen Schweineköpfe vernichtet werden, die aus den bayerischen Kühlhäusern geliefert wurden. Damals drohte dem Betrieb daher der Verlust der EU-Zulassung.

Nun hat die Firma in Illertissen nicht nur einen neuen Namen, sondern auch einen neuen Geschäftsführer und erhält laut Bezirksregierung auch wieder eine EU-Zulassung. Der Geschäftsführer habe „über viele Jahre unbescholten ein anderes Kühlhaus geführt“, sagte Karl-Heinz Meyer von der Bezirksregierung. Man rechne damit, dass künftig alle Vorschriften eingehalten werden.

Was der Regierungssprecher nicht sagt: Gesellschafter der neuen GmbH ist der Bruder des früheren Betreibers. Der „unabhängige Geschäftsführer“ war bis zu seiner Pensionierung im Dezember 2006 rund 30 Jahre Mitarbeiter des Illertissener Kühlhausbetriebes und kommt nun ins Arbeitsleben zurück.

Der bayerische Grünen-Abgeordnete Adi Sprinkart, Mitglied im Gammelfleisch-Untersuchungsausschuss, ist daher stinksauer: „Das ist doch nur ein Strohmann“, wettert Sprinkart. Er werde den Vorgang in den Landtag bringen. Auch der Illertissener Stadtrat Dieter Baur von der „Bürgerliste“ ist skeptisch: „Herr N. hat über 30 Jahre in den Kühlhäusern der Firma gearbeitet. Eine entsprechende Qualifizierung zum Geschäftsführer eines Lebensmittelbetriebes ist nicht erkennbar.“ Der neue Geschäftsführer sagt, er halte sich für unabhängig: „Ich bin nur der Mieter des Kühlhauses.“

Laut Bezirksregierung gilt die Genehmigung nur für die Einlagerung durch Fremdfirmen. Auch die Eingangskontrolle müsse durch andere Firmen erfolgen. KLAUS WITTMANN