LESERINNENBRIEFE
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Wer hat was zu verbergen?

■ betr.: „Warum muss der Staat wissen, ob mein Haus eine Dusche hat?“, Streitgespräch mit dem obersten Volkszähler, taz vom 9. 5. 11

Gegen die offizielle Erhebung von bestimmten Daten durch Befragung kann nur jemand sein, der etwas zu verbergen hat, zum Beispiel Bundestagsabgeordnete bei der Angabe von Nebenverdiensten, Hinterbliebene, die für Verstorbene noch Renten beziehen, oder Bürger, die durch falsche Angabe ihres Wohnsitzes steuerliche Vorteile oder irgendwelche Zahlungen unberechtigt genießen. Erstaunlicherweise haben Zensusgegner kein Problem damit, die gleichen Angaben bei der Beantragung einer Payback-Karte zu machen, wenn sie sich nur einen Vorteil davon versprechen. Die größten Datenschutz-Unterlaufer sind sowieso die Medien, die jede Menge Geld an Straftäter (=Informanten) für die illegale Beschaffung vertraulicher Informationen bezahlen. RENATE MENGES, Herzogenaurach

Das Buch des Jüngsten Gerichts

■ betr.: „Warum muss der Staat wissen …“, taz vom 9. 5. 11

Der „Zensus“ ist ja wohl nichts anderes als ein „Domesday Book“ und wird unter den gleichen Bedingungen wie 1086 von Wilhelm dem Eroberer durchgeführt: „Während er die Weihnachtszeit des Jahres 1085 in Gloucester verbrachte, führte Wilhelm tiefgehende Gespräche mit seinen Ratgebern und schickte Männer in ganz England zu jeder Grafschaft aus, um herauszufinden, was oder wie viel jeder Grundbesitzer an Land und Vieh hatte, und was es wert war.“ Bemerkenswert ist, was spätere Schreiber dazu sagten: „[...] weil der Urteilsspruch dieser strengen und schrecklichen letzten Abrechnung nicht durch geschickte Täuschung umgangen werden kann, so kann bei einem Einspruch gegen dieses Grundbuch [...] das Urteil nicht ungestraft abgelehnt oder aufgehoben werden. Deshalb haben wir das Buch ‚das Buch des Jüngsten Gerichts‘ genannt […], denn seine Entscheidungen sind wie jene des Jüngsten Gerichts endgültig.“

Genau das charakterisiert auch die „Diskussionsbereitschaft“ des Herrn Wagner. Sie ist einfach feudalistisch. Oder besser „junkeristisch“, denn Jean-Claude Juncker aus Luxemburg hat mal erklärt, wie EU-Politik gemacht wird: „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – bis es kein Zurück mehr gibt.“ PIT SCHIMINSKI, Goldbach

Zurücktreten, Minister Hermann

■ betr.: „Ich bau alles, außer Bahnhof“, taz vom 12. 5. 11

Was Winfried Hermann mit seiner Absage an seine Verpflichtungen zu Stuttgart 21 da macht, ist eine Absage an seine demokratischen Verpflichtungen als Verkehrsminister. Wenn das Volk, das ihn gewählt hat, oder auch nicht, sich für Stuttgart 21 entscheidet, dann hat er als Verkehrsminister sich dem zu stellen! Jedes Kind muss das lernen. Nur Hermann scheint das nicht zu wissen. Also die Ministerwürden einstreichen, und dann nicht machen wollen, was ist das denn? Heute betrifft es Stuttgart 21, wessen verweigert er sich morgen? Bitte zurücktreten, sofort! MARTIN THURAU, Schweinfurt

Geschwisterkrieg

■ betr.: „Fast eine Bibelstunde“, Sahra Wagenknecht stellt ihr Buch vor, taz vom 13. 5. 11

Na los, her mit den Argumenten! Sahra Wagenknecht bleibt sie schuldig …? Und was wollen die Grünen? Wie sieht es aus mit den Genossen der Bosse? Das ist doch der alte Grundkonflikt der zersplitterten L(l)inken (Kräfte). Der Geschwisterkrieg untereinander.

WOLFRAM ROGER, Bremen