Bahn-Privatisierung
: Das Netz gehört Allen

Die Bahn will an die Börse. Was das bedeutet, können gerade Pendler in Nordrhein-Westfalen täglich erfahren: Der über Jahre vom Land fest gebuchte und bezahlte Nahverkehr wird benachteiligt. Vorfahrt hat immer der Fernverkehr – völlig egal, wie lange und wie oft Regionalbahn und -express warten müssen. Denn nur im Fernverkehr kann die Bahn Geld verlieren. Nur diesen Geschäftsbereich verantwortet das gewinnorientierte Staatsunternehmen eigenverantwortlich.

KOMMENTAR VON ANDREAS WYPUTTA

Völlig unverantwortlich wäre es deshalb, der Bahn mit der Privatisierung auch das Schienennetz zu schenken. Bedient würden dann nur noch Strecken, die Gewinn versprechen – also die zwischen den Ballungsräumen Rhein-Ruhr, Frankfurt, Hamburg, Berlin und München. Aus der Fläche würde sich die private Bahn AG, ihrer betriebswirtschaftlichen Logik folgend, zurückziehen.

NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke liegt also richtig, wenn er sich für staatlichen Einfluss auf das Netz ausspricht. Nur könnte der Christdemokrat ruhig noch deutlicher auftreten: Das, was von dem gut ausgebauten Schienennetz noch übrig ist, ist eine ererbte Infrastruktur, die allen Bürgerinnen und Bürgern gehört. Die privatisierte Bahn sollte diese künftig für ihre Fahrten mieten können – wie alle anderen privaten Anbieter auch.