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Bei uns unterm Sofa

Doofer Film, schönes Setting: „Ich wollte nicht töten“ (20.40 Uhr, Arte), ein Journalisten-Drama mit DDR-Problematik, spielt in den Räumen der taz

VON SILKE BURMESTER

Selten hat man die Redaktionsräume der taz so aufgeräumt gesehen wie in diesem Film. Was daran liegen mag, dass „Ich wollte nicht töten“ zwar zum Teil in der taz gedreht wurde, aber nicht dort spielt. Journalistin Meike Marndorfer (Jessica Schwarz) arbeitet für ein überregionales Magazin, das gern ein bedeutsames, investigatives Organ wie einst der Spiegel wäre. Marndorfer ist erfolgreich. Gerade hat sie eine Auszeichnung für ihre Arbeit erhalten. Als eine junge Unbekannte der aufstrebenden Journalistin Unterlagen anbietet, die sie interessieren könnten, wird diese vor den Augen der Reporterin von einem Auto überrollt und stirbt.

Meikes Verhalten folgt der psychologischen Logik von Schuldgefühlen und professioneller Neugier: Die Journalistin versucht herauszufinden, was die Frau wollte, welche Informationen sie für sie hatte. Schade nur, dass Autorin Frauke Hunfeld dem Zuschauer nicht erspart, was ihre Drehbuch-KollegInnen uns regelmäßig zumuten – das Klischee vom Journalisten als investigativem Wolf, der gegen den Widerstand der Redaktion auf die Suche geht. Der zunächst vom Ressortleiter gedeckt, dann vom Chefredakteur vor die Wahl gestellt wird: Ende der Recherche oder Kündigung. Das alles geschieht, als Meike schon angeschlagen ist. Fotos der Journalistin sind in den Unterlagen der Toten aufgetaucht, Meikes Hotelzimmer wurde durchsucht, und langsam beginnt sie zu ahnen, dass ihr Leben nicht jenes ist, das sie zu kennen glaubt.

„Ich wollte nicht töten“ unter der Regie von Dagmar Hirtz ist kein überraschender Film. Es ist einer dieser Filme, die sich das Schweigen des neuen Deutschlands über die DDR-Vergangenheit zu Eigen macht, um Geschichten zu erzählen, die mittelprächtig spannend sind. Hunfeld und Hirtz setzen nicht darauf, Meikes Suche nach dem Geheimnis als fesselnden Plot zu inszenieren. Im Gegenteil, sie verschenken die Möglichkeit, in dem sie zum Ende des Films die Wahrheit als eine Art 30-sekündigen Showdown abfeuern.

Stattdessen zeigen Regisseurin und Autorin die Zersetzung, die Unsicherheit, die in der 30-Jährigen erwächst. Sie zeigen, wie Meike „altes“ Leben unwichtig wird, vor dem Hintergrund der aus der Aufdeckung des Geheimnisses resultierenden Zukunft. Die Handlung von vermeintlicher Identität ist eingebettet in die oft als Ausrede missbrauchte Frage nach dem Nutzen von Wahrheit. „Ich glaube, dass die Wahrheit zerstörerischer sein kann als die Lüge“, ist einer der Anfangssätze, gesprochen von jemandem, der sich schuldig gemacht hat.

Immerhin gelingt es den Filmemacherinnen, diese Haltung ad absurdum zu führen und die destruktive Kraft der Verdrängung zu schildern. „Ich wollte nicht töten“ bleibt dennoch so aufregend wie eine Flasche Club Cola, die die Nacht über offen stand. Zu oft ist diese Form der Geschichte erzählt und zu oft ist sie spannender erzählt worden.

Erst in den letzten Minuten findet der Film die nötige Energie, an dem zu rütteln, was bewegt. Der uneindeutige Auftritt der Hauptdarstellerin Jessica Schwarz zwischen Trutsche und Hipgirl verhindert, dass die Figur der Meike greifbar und begreifbar wird. Auch fragt man sich, warum eine so junge Frau mit einem so abgestandenen Auto wie einem 30.000-Euro-Audi durch die Gegend fährt.

Warum es allerdings die Räume der taz sind, die für die Dreharbeiten ausgewählt wurden, ist unter dem Aspekt von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen völlig klar: Wo sonst lässt es sich so schön aufräumen wie hier?

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