USA nehmen die Geldquellen des IS ins Visier

SYRIEN USA bombardieren Raffinerien, mit deren Ölprodukten die Terrormiliz ihren Kampf finanziert. Die Niederlande, Belgien und Großbritannien wollen sich an den Einsätzen gegen den IS beteiligen

BERLIN taz | In der dritten Nacht der Luftangriffe auf Syrien haben die USA eine der Geldquellen des Islamischen Staates (IS) ins Visier genommen und kleine Raffinerien im Osten des Landes bombardiert. Einer Mitteilung des US-Militärs zufolge wurden 13 Angriffe auf zwölf mobile Raffinerien bei al-Mayadin, al-Hasakah und Abu Kamal angegriffen sowie ein Fahrzeug des IS in der Nähe der Stadt Deir al-Sor zerstört.

Diesen Angaben zufolge kann IS pro Tag zwischen 300 und 500 Barrel raffiniertes Öl produzieren, was täglichen Einnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro entspricht. Das schwarze Gold wird mit Tankern oder in Kanistern in den Irak und in die Türkei geschmuggelt und dort verkauft. Anfang des Jahres gab es auch Berichte, wonach die Dschihadisten über Mittelsmänner oder direkt Öl an die syrische Regierung liefern würden. Neben den Öleinnahmen finanziert sich der IS auch durch Diebstahl, Lösegeld für Geiseln und den illegalen Verkauf von Antiquitäten.

An den nächtlichen Angriffen beteiligten sich auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Inzwischen erwägen immer mehr Staaten, sich ebenfalls an Militäraktionen zu beteiligen. So setzte sich der britische Regierungschef David Cameron für Angriffe auf den IS im Irak ein; zu Syrien äußerte er sich nicht. Cameron wollte jedoch zunächst die Zustimmung des Parlaments einholen. Belgien und die Niederlande wollen jeweils Kampfflugzeuge und Personal schicken, die französische Luftwaffe griff bereits Ende vergangener Woche IS-Stellungen im Irak an.

Angesichts der Bombardierungen, deren Ende nicht abzusehen ist, wächst in Syrien die Angst vor zivilen Opfern. Aktivisten und Rebellen weisen darauf hin, dass sich IS-Milizen auch in Wohngebieten verschanzt haben. Das Syrische Netzwerk für Menschenrechte berichtet von einem Fall in der Provinz Idlib im Westen Syriens, wo in der Nacht zu Mittwoch vier Hühnerfarmen angegriffen wurden, in denen sich die Nusra-Front festgesetzt und zwei Lager mit Waffen und Munition eingerichtet hatten.

Im Zuge der Angriffe explodierte ein Lager und ein zweistöckiges Wohnhaus, das etwa hundert Meter von den Farmen entfernt lag, wurde zerstört. Dabei kamen zwölf Zivilisten ums Leben, darunter fünf Kinder und fünf Frauen.

Bassam al-Ahmad vom Dokumentationszentrum Gewalt in Syrien wies in einem Interview mit dem New Yorker Informationsportal Syria Deeply auch darauf hin, dass der IS mehrere Hauptquartiere in Gefangenenlager umgewandelt hat, wo Tausende Personen, darunter Journalisten, Aktivisten und Entführte, festgehalten werden.

Auch wenn der Fokus derzeit auf den US-Angriffen liegt, gehen in deren Windschatten die Kämpfe zwischen der syrischen Armee und Rebellen weiter. So berichtete ein Vertreter der syrischen Sicherheitskräfte, die Regierungstruppen hätten die Stadt Adra am nordöstlichen Rand des Großraums Damaskus von Aufständischen zurückerobert. Lediglich die Altstadt sei noch nicht wieder unter ihre Kontrolle gebracht worden. Die oppositionelle Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte wies diese Angaben zurück. Die Armee sei in Wohngebiete eingerückt, aber es werde um Adra gekämpft. Die Stadt war im Dezember von Rebellen eingenommen worden. B.S.