Harald Keller Der Wochenendkrimi: Den Faden verloren
Das war’s dann auch schon wieder. Im März startete mit „Helen Dorn“ eine von vier neuen Reihen, mit denen das ZDF den Krimitermin am Samstagabend modernisieren möchte. Der damalige Auftaktfilm, soeben für den Deutschen Fernsehpreis nominiert, war tatsächlich ein Krimi auf zeitgemäßem Niveau. Beim nun anstehenden zweiten Film wirkten in den wesentlichen Funktionen dieselben Kräfte, und dennoch weicht er stilistisch vom Vorgänger ab.
Die LKA-Ermittler Helen Dorn (Anna Loos) und Gregor Georgi (Matthias Matschke), die ein distanziertes Arbeitsverhältnis pflegen und mit Worten sparen, haben es gerade mit einem Fall von Kinderpornografie zu tun, den sie schnellstens lösen möchten, damit sich die Täter nicht an weiteren Opfern vergehen können. Doch die Politik in Gestalt einer kaltschnäuzigen Staatssekretärin verlangt beider Mitwirkung, als die kleine Tochter des Finanzmagnaten Hans Thomsen (Herbert Knaup) verschwindet. Eine Entführung kann nicht ausgeschlossen werden; tatsächlich treffen bald Erpresserbriefe ein – die aber nicht denselben Absender haben. Insgeheim ermittelt der Kindsvater selbstständig, er verdächtigt einen niederländischen Geschäftspartner, dem er zuvor übel mitgespielt hatte.
Drehbuchautor Magnus Vattrodt legt die Verdachtsstruktur dementsprechend dreispurig an. Die Kommissare kurven dahin und daher, leisten ihre Polizeiarbeit. Doch die Ermittlungen bleiben Beiwerk, hier soll eine bürgerliche Tragödie erzählt werden. Dem entspricht Matti Geschonnecks blähsüchtige Inszenierung. Schauspielergesichter in Großaufnahme. Zur Schau gestellte Gefühle, überdeutlich, theatralisch – unnatürlich. Diese schwerblütige Ästhetik lähmt den Erzählfluss, ebenso die kaum merklichen und doch störenden Anschlussfehler. Seltsam, dass ein Autoren- und Regiegespann schon beim zweiten Film dem eigenen Konzept nicht mehr vertraut.
■ „Helen Dorn: Unter Kontrolle“; Sa., 20.15 Uhr, ZDF
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