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In eigener Sache

UNTERGANG Die „FAZ“ steckt längst selbst tief in jener Zeitungskrise, die sie bisher nur beschrieben hat

Mitten im Sommerloch erschien in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein Beitrag unter dem Titel „In eigener Sache“. „Gedruckte Zeitungen befinden sich in der bisher schwersten Krise ihrer Geschichte.“ So ging das gleich los und beschrieb die Zeitungskrise deutlich.

Der Beitrag entwickelt zwei Szenarien. Das erste: „Die Finanzierungsbasis der klassischen Zeitungen erodiert. Ein Zeitungssterben setzt ein, selbst große Namen sind gefährdet. Nur noch sieben Jahre wird es gedruckte Zeitungen geben.“ Das zweite Szenario formuliert eine positive Utopie: „Eine neue Pressevielfalt entsteht. Zu den wenigen überlebenden Zeitungshäusern gesellen sich junge Verlage. Sie können entstehen, weil in der neuen Zeit die Verteilung von Informationen ohne großen finanziellen Aufwand möglich wird. Die neuen Verleger haben die Vorstellung aufgegeben, dass das alte Anzeigengeschäft zurückkommt. Sie leben ausschließlich vom Verkauf journalistischer Texte.“

In der eigenen Chefetage kam dieser Beitrag nicht gut an, meldete später der Spiegel. Offensichtlich haben die Herausgeber ihn so verstanden, wie er nur zu verstehen ist, dass die Krise nicht mehr draußen vor der Tür steht, sondern längst mitten im Hause ist. Was auch an der Streichung von 200 Stellen deutlich wird, die der Verlag kürzlich bekannt gab. Die FAZ leidet, wie kaum eine andere deutsche Tageszeitung, unter dem Verlust ihres Anzeigengeschäftes. In fünf Jahren fiel der Anzeigenumsatz von 198,2 Millionen Euro (2007) auf 101,6 Millionen Euro (2012). Der Anteil der Anzeigenerlöse an den Gesamtumsätzen hat sich in diesem Zeitraum von 61,4 Prozent auf 39 Prozent reduziert. Die Vertriebserlöse stiegen im gleichen Zeitraum zwar von 121,7 Millionen Euro auf 153 Millionen Euro, dies aber allein durch Preiserhöhungen, nicht durch höhere Auflagen. Der Preis für ein FAZ-Abo wird ab 1. Oktober von 49,90 auf 54,90 Euro im Monat erhöht. Der Artikel der FAS findet auch dazu die passenden Worte: „Es gilt das Wort des Amazon-Gründers und neuen Washington-Post-Besitzers Jeff Bezos: Gedruckte Zeitungen sind wie Pferde, man nutzt sie nicht mehr zur Fortbewegung, hält sie aber trotzdem gerne, wenn man es sich leisten kann. Nach langer Zeit ist der Journalismus wieder direkt abhängig von seinen Lesern.“

Aus Sicht der taz lässt sich die Zuspitzung der Zeitungskrise ambivalent beschreiben. Das geringe Anzeigengeschäft der taz ging stets auf Kosten ihrer Mitarbeitenden. Auch war die taz schon immer von ihren LeserInnen abhängig, was ihr jetzt einen Vorteil verschafft. Andere neue Modelle der Finanzierung durch Stiftungen oder Crowdfunding werden zur Rettung des unabhängigen Journalismus nun diskutiert werden – schneller als einige gestern noch dachten.

■  Karl-Heinz Ruch, 60, ist seit 1979 Geschäftsführer der taz

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