LESERINNENBRIEFE
:

Undifferenzierter Feminismus

■ betr.: „Frauen, geht arbeiten!“, taz vom 16. 5. 11

Was genau soll eine „begrüßenswerte gesellschaftliche Entwicklung“ sein? Der unbedingte Zwang zur Arbeit für Mütter von Kindern, die älter als drei Jahre sind? Die damit einhergehende gestiegene Abhängigkeit vom Arbeitsmarkt?

Es mag ja eine positive Entwicklung darstellen, wenn Alleinerziehende nicht mehr vom Geldbeutel des/der Verflossenen abhängen. Doch sollten wir uns ernsthaft die Frage stellen, ob es eine Lösung darstellt, wenn wir die Betroffenen bedingungslos auf den Arbeitsmarkt zerren! Was ist mit einem differenzierten, flexibilisierten Arbeitszeitmodell für allein versorgende Mütter und Väter jenseits von Mini-Jobs? Gerade diese Personengruppe braucht die besondere Aufmerksamkeit der Gesellschaft und damit auch des Staates! Hören Sie bitte auf, diesen undifferenzierten Feminismus in die Welt zu rufen! NATALIE PAVLOVIC, Stuttgart

Bleierner Zeit entronnen

■ betr.: „Joschka und Herr Fischer“, „Von betonter Distanz“, taz vom 17. 5. 11

Als „Preview“ habe ich den Film in Heidelberg gesehen und kann Diedrich Diederichsen in weiten Teilen nicht zustimmen. Ich meine: Der Film ist sehenswert, und entgegen dem Zitat wird im Film positiv deutlich, dass Einzelne den Lauf der Welt beeinflussen können. Insbesondere, wenn sie sich zusammentun, ihre Gegensätzlichkeiten aushalten und das Gemeinsame mehr beachten als das Trennende. Welch bleierner Zeit sind wir entronnen! Welche Arroganz der Männermacht! Und mit welch kindlicher und gleichzeitig ernsthafter Freude wurden Tabus gebrochen! Die Republik wurde verändert – nachhaltig. MARIANNE LINK, Heidelberg

Wofür wähle ich?

■ betr.: „Einstürzende Altbauten“, taz vom 18. 5. 11

Die Regierung verkündet Moratorien per Pressekonferenz. Irgendwelche Kommissionen sollen im Eilverfahren politische Empfehlungen geben. Nun fordert der CDU-Wirtschaftsrat auch noch Volksbefragungen zur Energiewende. Geht’s noch? Wofür wähle ich eigentlich noch meine Abgeordneten in den Parlamenten? Statt die Fernsehübertragung der Ethikkommission zu loben, sollten wir uns an die demokratischen Organe erinnern, welche ohnehin für die politische Willensbildung zuständig sind. Als Wähler verlange ich, dass Bundestag und Bundesrat endlich ihre Arbeit machen und die Abgeordneten mal tatsächlich nur nach ihrem Wissen und Gewissen statt nach Fraktionszwang entscheiden dürfen! GERGELY RÁCZ, Mainz

Kampf mit ungleichen Waffen

■ betr.: „Keusch sind nur die Medien“, taz vom 17. 5. 11

Hier wird eine Republik beschrieben, die „diskret“ mit Verfehlungen ihrer Repräsentanten umgeht. Eine Republik, die in einer Art kollektiver und koabhängiger Verblendung versäumt hat, „DSK“ beizeiten darauf hinzuweisen, dass er kein „Problem mit Frauen“, sondern mit sich selbst hat. Diese Republik fällt jetzt aus allen Wolken, weil sein gewalttätiger Übergriff auf eine Frau in den USA nicht zum Kavaliersdelikt verniedlicht, sondern als das geahndet wird, was es ist: als ganz banales und von niederen Instinkten gesteuertes Gewaltverbrechen.

Der Gegenpart zum Halbgott-Mythos DSK ist eine Frau, in den Medien als „das Zimmermädchen“ betitelt. Die Geschichtsbücher sind voll von Schicksalen, in denen namenlose Mädchen Opfer von berühmten Herren wurden, die, wenn sie erwischt wurden, zu wohltätig, zu intelligent, zu reich, zu klug und zu berühmt waren, als dass man sie je der Schmach einer Anklage hätte aussetzen wollen. Die Frau, um die es hier geht, hat mit 17 Jahren schon Verantwortung für ein Kind getragen und wahrscheinlich keinen Cent übrig, um sich einen Staranwalt zu leisten.

Auch nach der Tat geht also der Kampf mit sehr ungleichen Waffen weiter. ULRIKE ROSE-MAIER, Karlsruhe

Von den Grünen gelernt

■ betr.: „Linke wird regierungsfähiger“, taz vom 18. 5. 11

Schade um die Linkspartei. Jetzt entpuppt sie sich doch ebenfalls als eine, die, egal was es kostet, schnellsten an die realen (Realos) Pfründen möchte. Eigentlich hätte ich ja nicht gedacht, dass diese Partei tatsächlich und so schnell von den Grünen lernt, wie man politische Grundsätze willfährig anpasst, wie man sich duscht, ohne nass zu werden, und wie man sein Mäntelchen aufhängen muss, damit es immer nach dem Wind flattert.

Wie gesagt, schade drum; wenn es denn wirklich so kommen sollte, wüsste z. B. ich armer kleiner links der Mitte stehender Wähler wieder einmal nicht mehr, wohin mit meinem Stimmkreuzchen! UWE SIEKMANN, Rinteln

Danke für eine fröhliche Meldung

■ betr.: „Nächstes Jahr in Baku“, taz vom 16. 5. 11, LeserInnenbriefe: „Triviales auf Seite 1“ u. a., taz vom 19. 5. 11

Hat sich je jemand aufgeregt über eine Fußballnachricht auf der ersten Seite der taz? Wir bedanken uns für eine so fröhliche Meldung über ein fröhliches Globalisierungsereignis.

ASTRID GUESNET, Bergisch Gladbach