Verfahren gegen Ex-Juntachef

BUENOS AIRES afp ■ Dem letzten Chef der argentinischen Militärdiktatur, Reynaldo Bignone, soll wegen der Verschleppung von Kindern Oppositioneller der Prozess gemacht werden. Mit ihm würden sechs weitere ranghohe Militärs beschuldigt, hieß es am Montag aus Justizkreisen in Buenos Aires. Ihnen wird vorgeworfen, die Kinder von inhaftierten Oppositionellen entführt und zur Adoption an regimefreundliche Familien gegeben zu haben. Für Kindesentführung sieht das argentinische Strafgesetzbuch bis zu 15 Jahre Haft vor. Bignone trat 1983 zugunsten des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Raúl Alfonsín ab. Laut Staatsanwaltschaft betrieb die Junta Geburtsstationen in den Geheimgefängnissen, von wo aus nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen etwa 500 Kleinkinder entführt wurden. Einige Babys wurden sogar von ihren Entführern adoptiert. Bislang wurden 86 Kinder wiedergefunden. Insgesamt verschwanden während der argentinischen Militärdiktatur rund 30.000 Oppositionelle.