„Es gibt noch Richter in Deutschland“

Claus Peymann, Chef des Berliner Ensembles, hofft, Christian Klar bald als Praktikanten haben zu können

Peymann zu den Hafterleichterungen für Klar: „Ich finde die Entscheidung korrekt“

BERLIN taz ■ Das Berliner Ensemble in Berlin hat das Angebot bekräftigt, wonach Christian Klar einen Praktikantenplatz an dem traditionsreichen „Theater am Schiffbauerdamm“ erhalten könne. Intendant Claus Peymann erklärte: „Ich gehe davon aus – falls Christian Klar seine Meinung nicht geändert hat –, dass er im Rahmen seines Freigangs ab Juli, oder besser nach den Theaterferien, seine Arbeit als Praktikant im Berliner Ensemble beginnen kann.“

Peymanns Angebot besteht schon seit längerem, wurde aber im Zuge der Debatte um einen möglichen Gnadenakt von Bundespräsident Horst Köhler zugunsten von Klar in den vergangenen Monaten erneut heftig kritisiert. Kürzlich hatte sich Peymann in einem taz-Interview darüber empört, dass Hafterleichterungen für Klar womöglich nicht gewährt werden könnten, weil der Exterrorist öffentlich den Kapitalismus scharf kritisiert hatte. Damals sagte Peymann, er unterstütze die Aussagen Klars: „Na sicher sind das auch meine Ansichten. Es kann ja nicht sein, dass dieses kapitalistische System von Korruption und Verantwortungslosigkeit der Weisheit letzter Schluss ist. Wer einen halbwegs klaren Kopf hat, weiß doch, dass es nur eine Chance für die Zukunft gibt, wenn wir das System ändern.“

Der Leiter des früheren Brecht-Theaters begrüßte nun die ersten Vollzugslockerungen für Klar: „Ich finde die Entscheidung korrekt“, unterstrich er. „Es gibt noch Richter in Deutschland.“ Nach Auskunft der Pressesprecherin des Theaters, Gaby Hofmann, müsse man allerdings intern noch ermitteln, wo genau Klar eingesetzt werden könne – entweder bei der Bühnentechnik oder bei den Beleuchtern. Da die Theatersaison bereits am 8. Juli ende, sei ein Einsatz Klars voraussichtlich erst Anfang September zu verwirklichen. „In der Regel“ erhielten Praktikanten im Berliner Ensemble keine Bezahlung. Zugleich sei aber eine Weiterbeschäftigung nach Ende des Praktikums natürlich nicht ausgeschlossen.

Der frühere RAF-Terrorist Peter-Jürgen Boock will heute mit Michael Buback, dem Sohn des 1977 ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Siegfried Buback, in der ARD um 21.45 Uhr in einer Diskussion auftreten. Dabei wird es zentral um den Fall Klar gehen. PHILIPP GESSLER