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Die Knarf Rellöm Trinity zählt bestimmt zu den tollsten Livebands der Stadt – versteht sie es doch, dem für seine Unterkühltheit berühmt-berüchtigten Hamburger Publikum mehr als ein gnädiges Mitdemkopfmitnicken zu entreißen, ja es gar zum Tanzen zu bringen! Logischerweise heißt die 2006 erschienene Platte der unheiligen Dreifaltigkeit denn auch „Move your ass and your mind will follow“ und sprüht nur so vor Wortwitz und Elektropop-Eskapaden. Und wenn das noch nicht ausreichend Anlass geben sollte, Knarf Rellöm für immer ins Herz zu schließen, dann lässt einen vielleicht das erweichen: Er und die seinen sind auch noch politisch! Und kompromisslos immer auf der Seite der Guten, ob sie etwa für „No Deutschland“ als Musikbezeichnung plädieren oder Anti-G8-Solidarität zeigen. Vielleicht erleichtert es das Publikum, dass Popmusik durchaus schlau sein – und Indierock zumindest einen Abend lang auch mal seines Unpolitischseins wegen gehasst werden kann.

Die niederländische Klangkünstlerin Esther Venrooy sagt über ihre Arbeit: „Meine Kompositionen entstehen ziemlich genau so, wie man Filme schneidet.“ Dabei kombiniert sie traditionelle Kompositiontechniken der Neuen Musik, wie etwa bei John Cage oder auch Morton Feldman, mit eigenen Techniken, gefundenes Material digital zu manipulieren oder Noiseflächen und Geräusche zu generieren. Venrooys Musik bekommt so fast schon so etwas wie eine narrative Ebene, in einer experimentellen Umgebung eingefasst bleibt sie immer in Verbindung zu ihrer musikalischen Historie. Außerdem tritt am Freitagabend in der Hörbar das Duo Plutoniumtransport auf, das zwar keine „Pink Floyd“-Revival-Band ist, deren Klang aber mit dem verwendeten Equipment – Bandechos! – und dem unverkennbaren Psychedelic-Einfluss hübsch nah kommt.

Der Solokünstler FFF entstammt dem Umfeld des Zentrums für Medienkunst in Karlsruhe und arbeitet an einer Schnittstelle von Fotografie und Minimalelektronik. In seiner Musik experimentiert er mit Geräten, deren Gebrauch nicht in der Klangerzeugung liegt, etwa Rückkopplungsschleifen durch DJ-Mischpulte. Auch das Bremer Trio mit dem hübschen Namen Sex untersucht eine Verbindung von einem Selbstverständnis als Künstlerin und Populärmusik. Elektronische Tanzmusik, mediale Improvisationen und audiovisuelle Performance treffen hier zusammen und entwerfen ein recht dunkles Bild der klischeebeladenen Szenen um MusikerInnen und KünstlerInnen. Außerdem spielt am Mittwoch die Hamburger Band Fuo, die gerade ihre erste Platte aufnimmt und bestimmt Stücke dieser vorstellen wird. Von herkömmlichen Songs kann man bei den an epische Werke des 90er Jahre Postrocks angelehnten Instrumentalstücken nämlich nicht sprechen. Dafür kümmern sie sich nun im Gegensatz zu den MitstreiterInnen dieses Abends gerade nicht um eine Visualisierung ihrer musikalischen Ausbreitungen, sondern man ist gefordert, schlichtweg zuzuhören. Die bildliche oder vielleicht auch filmische Weite der Stücke bleibt also schön beim Publikum.

KERSTIN SCHROEDINGER Knarf Rellöm Trinity: Do, 26. 4., 21 Uhr, Hafenklang-Exil Esther Venrooy + Plutoniumtransport: Fr, 27. 4., 21 Uhr, Hörbar im B-Movie Sex/Fuo feat. FFF: Mi, 2. 5., 21 Uhr, Fundbureau