OFF-KINO: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Zum vierten Mal findet nun schon das 11-mm-Fußballfilmfest statt und präsentiert Erbauliches und Merkwürdiges rund um den Ball. Eine Rarität ist Zoltan Kordas Film „Die elf Teufel“ von 1927, in dem Gustav Fröhlich den Mittelstürmer des Arbeitervereins „Linda“ verkörpert. In einen Loyalitätskonflikt kommt der talentierte Spieler, als ihn der reiche Club „International“ abzuwerben versucht. Der Film feiert die Dynamik des Fußballs mit rasanten Fahrtaufnahmen, Zeitlupen und der Auflösung des Spielgeschehens in Groß- und Detailaufnahmen, die zu jener Zeit reichlich spektakulär gewirkt haben dürften. Zudem besitzt er eine absolut klassische Sportdramaturgie: Im abschließenden Kampf um den Pokal verletzt sich der Held – um nach anschließender Blitzgenesung doch noch das entscheidende Tor (natürlich für die „richtige“ Mannschaft) zu schießen. Interessant ist auch der Blick, der in „Substitute“ auf die Fußball-WM 2006 in Deutschland geworfen wird: Der eigentlich eher als Sänger bekannte Fred Poulet drückte seinem Freund, dem französischen Fußballnationalspieler Vikash Dhorasoo, eine 8-mm-Kamera in die Hand und ließ ihn eine Art filmisches Tagebuch der WM führen. Da Dhorasoo während des gesamten Turniers aber nur 16 Minuten zum Einsatz kam, entstand vor allem ein Dokument des Frusts. Das vermutlich bizarrste Werk im Rahmen des Festivals aber ist der Pornofilm „Cicciolina e Moana ai mondiali“ (1990): Da versuchen Ilona Staller und Moana Pozzi, der einheimischen Mannschaft während der WM 1990 in Italien zum Erfolg zu verhelfen, indem sie mit naheliegenden Methoden die Kicker der anderen Teams entkräften. Aber Vorsicht: Inszenatorische Höhepunkte sind hier nicht zu erwarten.
„Supercalifragilisticexpialidocious“, antwortet das zauberhafte Kindermädchen Mary Poppins (Julie Andrews) auf die Frage einiger Zeichentrickfiguren, wie sie sich fühle, nachdem sie auf einem Karussellpferd ein Galopprennen gewonnen hat. Marys Fantasiesprache ist das ideale Sinnbild für diesen Film voll Imaginationskraft, der Walt Disney verdientermaßen einen seiner größten Publikumserfolge bescherte. Weil ihre Eltern nie Zeit haben, gehen Jane und Michael, die 1910 in London wohnen, mit Mary und ihrem Freund Bert (Dick Van Dyke) auf Abenteuer aus: Sie landen in einer sonnigen Cartoonwelt, in der Bert mit Zeichentrickpinguinen tanzt, besuchen Onkel Albert, der ständig an der Decke schwebt, und erleben ein exzellent choreografiertes Ballett von Schornsteinfegern über den Dächern Londons. Die Tricktechnik des Films ist makellos, und der Charme von Julie Andrews umwerfend. Das sah auch die Academy so und zeichnete die Britin gleich für ihre erste Kinorolle mit dem Oscar aus.
Als das vermeintliche Mordopfer Laura quicklebendig und nichtsahnend plötzlich wiederauftaucht, steckt ein Detektiv mit nekrophiler Veranlagung bereits mitten in einem Fall mit charakterschwachen Taugenichtsen und einem mörderischen Journalisten: Otto Preminger inszenierte den düsteren Film noir „Laura“ 1944. LARS PENNING
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