Knüppeln, aussperren und stürmen

Die Polizei geht immer härter gegen vermeintlich gewaltbereite Fußballfans vor – drei Beispiele aus drei Ligen

Der Cheerleader sitzt ganz oben. „Wir gehen konsequent gegen die Krawallmacher vor, die Fußballspiele als Kulisse für ihre Gewalttaten nutzen wollen“, sagt NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP). Immer härter und kompromissloser behandelt die Polizei in- und außerhalb von Nordrhein-Westfalen angebliche „Gewalttäter“ rund um Fußballstadion – die Innenminister der Länder verfolgen gemeinsam die Null-Toleranz-Strategie. Die taz dokumentiert drei Fälle von der Bundesliga bis zur 3. Liga:

Leverkusen, 22. März 2007

Die „Ultras“ von Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen entschließen sich zu einem ungewöhnlichen Schritt. In einer Erklärung verkünden sie, nicht zum Auswärtsspiel ihrer Elf nach Mainz zu fahren. In ihrem Protestbrief sagen sie zu ihrer Motivation: Szenekundige Beamte hätten zahlreiche Bayer-Fans darauf aufmerksam gemacht, dass für sie ein Aufenthaltsverbot in Mainz verhängt wurde. Drohungen der Sicherheitsbehörden kursierten: Demnach würden Busse und Züge angeblich nicht am Mainzer Stadion ankommen. Darum blieben die „Ultras“ zuhause: „Staatliche Repression dieses Ausmaßes hatten wir bisher nicht für möglich gehalten.“

Aue, 5. April 2007

Manchmal lügen Überschriften: „Kölner Fußball-Rowdys randalieren in Aue – Sieben Polizisten verletzt“, lauten die Schlagzeilen nach dem Auswärtsspiel des 1. FC Köln in der sächsischen Stadt. Zwar gab es Ausschreitungen bei dem Zweitliga-Spiel, doch Mitverursacher der Krawalle war laut Augenzeugen die Polizei. „Deeskalierendes Verhalten gab es zumindest nicht“, wurde der Kölner Fanbeauftragte Rainer Mendel in der Lokalpresse zitiert. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Vielleicht gingen sie besonders brutal vor, weil DFB-Präsident Theo Zwanziger auf der Tribüne saß.

Ahlen, 9. Dezember 2006

Ein besonders amateurhaftes Beispiel polizeilichen Über-Engagements ereignete sich im Münsterland – beim Drittligaspiel zwischen Ahlen und Fortuna Düsseldorf. Ausgerechnet nach dem Ahlener 3:0-Treffer marschierten mehr als ein Dutzend Polizisten in den Fortunablock ein, um vermeintliche Randalierer abzuführen. Frauen und Jugendliche gerieten zwischen Beamte und Fans. Doch der Polizeisturm misslang – die Uniformierten wurden wieder aus dem Block vertrieben.

MARTIN TEIGELER