Es wird Regen geben

Während draußen die Waldbrandgefahr stündlich steigt und auch die Temperaturen in der kompakt gefüllten Berliner Volksbühne sich sehr unfrühlingshaft gestalten, setzt sich Joanna Newsom in einer wasserblauen Puffärmelbluse an ihre Harfe. Um dann mit ihren drei Begleitmusikern – der Perkussionist sitzt in schickem braunem Cordanzug und frischem Kurzhaarschnitt barfuß da – alles andere zu veranstalten als batikseliges Hippie-Gequase und neue amerikanische Verspultheit. Ihre Harfe wird zu einem Schwarm von Schubert-Forellen, die Arrangements sind versteckt perfekt, und sie selbst reckt ihren Kopf und presst diese unglaublich schmirgeligen Schönheitstöne hervor – mal als heiserer Amazonas-Ara, mal als tricky Grinsekatze aus dem Wunderland, mal als uralte Norne, die Vorgestern und Übermorgen zum dicken, glänzenden Faden verspinnt. Die meistberechtigte Konsenskünstlerin, auf die die Gutgeschmäckler jemals stießen, lässt wissen: Es wird wieder Regen geben, und er wird in großen Tropfen an lindgrünen Blättern hängen, während das feuchte, kühle Morgenlicht auf dem Rücken des schlafenden Geliebten liegt. Und das ist dann nicht kitschig, sondern so, wie’s sein soll. RK FOTO: ROLAND OWSNITZKI