Lissabons Bürgermeister wird neuer Sozialistenchef

PORTUGAL Der Charismatiker António Costa bezwingt per Urwahl den Parteifunktionär António Seguro

AUS MADRID REINER WANDLER

Portugals Sozialistische Partei (PS) hat einen neuen Chef. Der Bürgermeister der Hauptstadt Lissabon, António Costa (53), gewann am Sonntag bei einer Urwahl mit knapp 68 Prozent gegen den bisherigen Generalsekretär António Seguro (52). Es ist der Sieg eines Charismatikers über einen grauen Funktionär.

Costa wird die PS damit 2015 in den Wahlkampf führen. Alles deutet daraufhin, dass der Jurist und Exinnenminister die seit 2011 regierenden Konservativen unter Pedro Passos Coelho bezwingen wird.

Erstmals wählte in Portugal eine Partei in für Sympathisanten offenen Urwahl ihren Parteichef und Spitzenkandidaten. Nur 90.000 der 240.000 Wahlberechtigten hatten einen Mitgliedsausweis. Der Rest hatte sich eigens für die Wal registrieren lassen. Die Urwahl stieß auf ein Interesse, wie es sonst nur Parlamentswahlen tun. Die drei Fernsehdebatten zwischen beiden Kandidaten erzielten Einschaltquoten bis 32 Prozent.

Die Urwahl war ein schwerer Schlag für Seguro. Nachdem die PS schon bei den Europawahlen mit 31,5 Prozent stärkste Partei wurde, hatte sich der Generalsekretär schon im Regierungspalast gesehen. Doch Costa definierte sich als „Macher“ und konnte Erfahrung als Bürgermeister anführen. So verlegte er seine Amtsstube vom Terreiro do Paço – dem bei Touristen so beliebten Platz direkt am Meer, in einem von Armut geplagten Stadtteil, den er sanieren ließ.

„Wenn du nur halb so aggressiv Opposition gemacht hättest, wie du mich angehst, wäre die Regierung längst gestürzt“, warf er Generalsekretär Seguro vor. Dieser bezeichnete ihn immer wieder als „Verräter“, der die Partei spalte. Während Seguro den Apparat hinter sich wusste, mobilisierte Costa die Basis und 25 der 35 noch lebenden Parteigründer. Sie setzen auf ihn, da er mit drei Wahlsiegen in Lissabon gezeigt hat, dass er auch enttäuschte Nichtwähler mobilisieren kann. Auch viele Intellektuelle und Künstler unterstützen ihn.

Costa sprach von Gerechtigkeit und griff die EU-Troika an. Portugal habe alle Auflagen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) erfüllt, doch bleibe der Erfolg aus. Costa sitzt aber nicht im Parlament und kann deshalb jetzt nicht direkt die Oppositionsarbeit leiten.