…WAS MACHT EIGENTLICH ... das Schaf?
: Aufdringliche Hausbesuche

Kennen Sie Woody Allens „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten …“? Dann werden Sie sich an die Episode erinnern, in der ein armenischer Hirt eine New Yorker Arztpraxis betritt und dem Doktor erklärt, dass ein Schaf, mit dem er ein erotisches Verhältnis hat, neuerdings so kühl zu ihm sei – und dass er, der Doktor, ihm helfen solle, diese Krise zu bewältigen. Und Sie erinnern sich an das Gesicht von Gene Wilder, der als Dr. Ross entgeistert vom Fenster aus beobachtet, wie seine künftige Patientin namens Daisy am Strick aus einem Transporter geführt wird.

So ähnlich muss es dem Personal der neuseeländischen Botschaft gegangen sein. Beim Blick hinab ins Foyer des Bürokomplexes an der Friedrichstraße, wo sich die Vertretung des Inselstaates befindet, war gestern Mittag ein, nun ja, Schaf zu sehen, das sich, bewehrt mit einem Blumenstrauß und einem Pappschild, den Weg zu den Räumen von seiner Exzellenz Mr. Alan Howard Cook erklären ließ. Auf dem Schild stand „Danke Neuseeland!“. Das Schaf und seine Begleiter kamen von der Tierrechtsorganisation Peta, die ihre Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringen wollte, dass Neuseelands Schafzüchter künftig auf das so genannte Mulesing verzichten.

Beim Mulesing handelt es sich um eine auch in Australien übliche Prozedur, bei der Lämmern ohne Betäubung mit einer Heckenschere der Hintern abgeschnitten wird – um den Befall der dort befindlichen Hautfalten mit Parasiten zu verhindern. Klingt absurd, ist aber so wahr wie widerwärtig. Insofern war der Peta-Strauß keineswegs ironisch gemeint, auch wenn die Abschaffung dieser blutigen Praxis aus Tierrechtlerperspektive kaum ausreichend sein dürfte.

Im Film nimmt mit Daisys Ankunft das Verhängnis seinen Lauf: Dr. Ross verliebt sich in sie, verliert seine Zulassung, dann seine Frau, dann das Schaf und endet auf der Straße. Mr. Cook ging das Risiko erst gar nicht ein und ließ sich nicht blicken. Die Blumen nahm eine Angestellte entgegen. CLP FOTO: ARCHIV