Gemeinsam subversiv

KUBA Die kubanische Filmproduktion ist auf Geld aus dem Ausland angewiesen. Welche Filme dabei entstehen, ist nun in Bremen zu sehen

Eigentlich kann sich Kuba keine eigene Filmproduktion leisten. Dementsprechend sind drei der vier kubanischen Filme aus den Jahren 2012/13, die zwischen Freitag und Sonntag im Bremer Kino Schauburg gezeigt werden, internationale Koproduktionen.

In „Eine Nacht in Havanna“ von Lucy Mulloy steckt sogar Geld aus den USA. Vor einigen Jahren wäre dies noch unmöglich gewesen – genau wie das Thema, denn der Spielfilm handelt von einer Gruppe von Jugendlichen, die über das Meer nach Florida abhauen wollen.

Daniel Diaz Torres’ „Lügen auf Kubanisch“ ist nicht nur mit Geld aus Österreich finanziert, er handelt auch von einem Filmteam aus Österreich, das einen Dokumentarfilm über kubanische Prostituierte drehen will. Die Heldin Anna ist eine Schauspielerin, die vor der Kamera die Rolle einer Hure spielt und sich sehr darum bemüht, dabei keine zu werden. Die Komödie wurde 2012 von kubanischen Filmkritikern zur Komödie des Jahres gewählt, hat aber noch keinen Termin für einen Kinostart im deutschsprachigen Raum. Diaz Torres starb 2013 mit 65 Jahren an Krebs.

„Havanna Dreamers“ von Enrique Alvarez ist von Panama und Kolumbien finanziert und handelt von Hausbesetzern – auch dies ist also alles andere als ein staatstragender Film. Ein junges Paar wohnt illegal in einem leer stehenden Haus in Havanna und findet dort eine ehemalige Mieterin, die sich weigert, auszuziehen. Die drei leisten fantasievollen Widerstand gegen die Obrigkeit und es entwickelt sich eine spannende und hoch-erotischen Dreierbeziehung zwischen ihnen.

Der internationale Titel weit sicher nicht zufällig auf eine Inspirationsquelle dieses erstaunlich subversiven Films hin: Bernado Bertulucci hat in „The Dreamers“ eine ähnliche Geschichte mit Schauplatz Paris erzählt.

„Melaza“ von Carlos Lechuga erzählt schließlich unspektakulär und authentisch davon, wie die Menschen heute in Kuba leben. Ein verheiratetes Paar wohnt in einer Kleinstadt in der Provinz und muss mit dem dort üblichen spärlichen Einkommen überleben. Der Mangel ist allgegenwärtig und dennoch schaffen die Menschen sich mit viel Improvisationstalent Freiräume, in denen sie das Leben genießen können.  HIP

Cuba Festival: 3. bis 5. Oktober, Schauburg, Bremen