Schalke ganz blass

Ein Farbenspiel: Warum der FC Schalke in Bochum nicht gewinnen konnte. Gemeine Tricks aus der Wäschetruhe

Zwei Derbys im Saisonfinale, da dachten sich Schalker-Ultras was besonderes aus: Ganz in weiß sollten die Anhänger der sonst so Königsblauen Bochum und Dortmund bevölkern. Die Fans legten dazu ein T-Shirt auf mit dem kryptischen Motto „Nordkurve in deiner Stadt“. Am Freitagabend lief die Aktion tadellos an: Selbst Schalker Spieler, Trainer und Vorständler schlüpften in die Ultra-Hemden. 14.000 Knappen im Bochumer Ruhrstadion feierten ihr „Heimspiel in Bochum“. Gleißend weiß strahlte es von den Tribünen und natürlich gewann das Team in den weißen Auswärtstrikots. Kleiner Schönheitsfehler: Es war nicht Schalke.

Im Fußball sind oft kleine Dinge wichtig – Stollenlänge, Rasenfeuchte, der Tick zwischen Ball- oder Beinberührung, die Sehschärfe des Referees. Im stimmungstrunkenen Freitagsflutlichtspiel ging es um die richtige Trikotfarbe.

Während also ein paar tausend Anhänger der Schalker Meisterschaftsfavoriten noch in einer dröhnend-fröhlichen Demonstration zum Ruhrstadion paradierten, griff der Heimverein tief in die Trick- und Wäschekiste. Anders als sonst wählte Bochum vor dem Anpfiff weiße Leibchen und gewann mit Wäschekonter und engagierten Auswärtsfußball das Spiel und am Ende sogar die Oberhand auf den Tribünen zurück.

Vorgezogenen Nichtabstiegsfeiern sind eine Bochumer Spezialität wie der An- und Verkauf von treffsicheren Offensivkräften: Die leichtgemachte Schalke-Führung durch Kevin Kuranyi, drehten Zvejzdan Misimovic und Theofanis Gekas (sein 19. Ligator!) in der ersten Halbzeit. Beide werden aber nur noch dreimal für Bochum spielen. Ein Wermutstropfen.

Die Verantwortlichen des FC Schalke, allen voran Trainer Mirko Slomka haderten hingegen mit Schiedsrichter Knut Kircher– er habe ein Handspiel im Strafraum, zwei klare Elfmeter übersehen. Noch mehr wurmten Slomka und Co. aber, dass sie nicht nur das VfL-Spiel aus der Hand gaben: Aus eigener Kraft kann Schalke nicht mehr Meister werden. Den ersten Titel seit 49 Jahren werden sie sich – wenn überhaupt – erzittern müssen.

Am Wochenende kommen zunächst die befreundeten Schicksalsgenossen aus Nürnberg in die Schalke-Arena. Aber auch die sind in dieser Saison schwer fußballhistorisch unterwegs und das bis ins Pokalfinale. Der letzte fränkische Titel liegt 39 Jahre zurück, ein DFB-Pokalsieg sogar 45 Jahre. In der königsblau-roten Arena sind am Samstag zwar keine Farbenspielereien zu erwarten, aber eben auch keine Schützenhilfe. Dem Club geht es um die Qualifikation für den Uefa-Cup.

Ob den Schalkern die Derby-Pleite in Bochum eine Farbenlehre war, ist ungewiss. Gestern hieß es, Vorstand und Trainer hätten noch nicht entscheiden, ob die weißen „Nordkurven-Shirts“ am 12. Mai beim Erzrivalen Borussia Dortmund erneut zum Einsatz kommen. CHRISTOPH SCHURIAN