Alles in Butter bei Hamburgs SPD

Sozialdemokraten wollen unter Anleitung der Agentur Butter in die nächste Bürgerschaft und den Senat gleiten. Keine Personalisierung, keine große Koalition und kein Lagerwahlkampf – aber klare Präferenz für Rot-Grün

Michael Naumann übt sich in vornehmer Zurückhaltung. Die Strategie der Hamburger SPD im drohenden Bürgerschaftswahlkampf werde „nicht so personalisiert sein“ wie bei der CDU des Ole von Beust, sagt dessen Herausforderer um die Position des nächsten Hamburger Bürgermeisters. Die Sozialdemokraten wollten einen programmatischen Wahlkampf führen, der aber schon mit seiner Person verbunden sei, sagte der SPD-Spitzenkandidat gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse einer samstäglichen Klausursitzung des Parteivorstandes.

Und die hat vor allem ergeben, dass die SPD „Butter bei die Fische“ zu geben gedenkt, wie Parteichef Ingo Egloff bekannt gab. Die Düsseldorfer Werbeagentur Butter soll die Wahlkampagne leiten. Erfahrungen kann sie durchaus vorweisen: Den sozialdemokratischen Regierungschefs Klaus Wowereit in Berlin und Kurt Beck in Rheinland-Pfalz verhalf sie 2006 zu einer weiteren Amtszeit, und zur „Aufholjagd“ von Kanzler Gerhard Schröder im Bundestagswahlkampf 2005 hatte sie ebenfalls geblasen.

Und jetzt freut sich Agentur-Chef Frank Stauss, der Anfang der 90er Jahre schon im US-Wahlkampf für Bill Clinton und Al Gore arbeitete, auf die Niederungen der Hamburger Lokalpolitik. Naumann sei ein Mann von Welt, der wie kein zweiter zu dieser Stadt von Welt passt. Das muss Stauss in den zehn Monaten bis zur Wahl nur noch den WählerInnen vermitteln.

Ein thematischer Schwerpunkt der SPD werde das Gerechtigkeitsdefizit sein, welches der CDU-Senat in der Stadt angerichtet habe, kündigte Egloff bereits an. Der Komplex Wirtschaft, Arbeitsplätze, Beschäftigung und soziale Sicherung werde im Wahlprogramm, das für September zu erwarten sei, eine zentrale Rolle einnehmen. Ziel sei es, mit Naumann als bisherigem Herausgeber der Zeit und ehemaligem Leiter des Rowohlt-Verlages „an die bürgerlichen Schichten heranzukommen“.

Denn sehr wahrscheinlich wird die Wahl in der Mitte der Gesellschaft entschieden. Der CDU ein paar Prozente abzunehmen und die FDP vor den Türen des Rathauses zu lassen, ist erklärte SPD-Strategie. Dann könne man weitersehen, sagen Naumann wie Egloff. Einen rot-grünen Lagerwahlkampf gegen die CDU lehnen sie jedoch ab, aber nicht einen künftigen rot-grünen Senat. Für eine große Koalition jedoch sehen beide keine Perspektive. Dafür, stellte Naumann klar, „stehe ich nicht zur Verfügung“. SVEN-MICHAEL VEIT