Kampfgeist trifft Taktik

Im Aufstiegsduell der Fußball-Regionalliga trennten sich Kickers Emden und der VfL Osnabrück 1:1 unentschieden. Wirklich geholfen ist damit keinem der beiden sehr unterschiedlichen Teams

von Ole Rosenbohm

Wenn Unterschiede zu groß werden, fällt es schwer Gemeinsamkeiten wahrzunehmen. Doch als sich nach dem 1:1 (1:0) im Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga Nord zwischen den so gegensätzlichen Clubs Kickers Emden und VfL Osnabrück die Spieler ermattet auf den Rasen fallen ließen, schien sich der Rasen für einen kurzen Moment in eine friedliche Sommerwiese zu verwandeln.

Dabei hatten die Verantwortlichen vor der Partie viel dafür getan, die Brisanz des Aufstiegsduells noch anzuheizen. „Unsportlich“ nannte etwa Kickers-Präsident Engelbert Schmidt Aussagen von Osnabrücks Trainer Claus-Dieter Wollitz, der Emdens Spielweise als „unmodern“ bezeichnete. „Meinetwegen können die mit ihrem Trecker dreimal über den Platz fahren und alles unter Wasser setzen“, so Wollitz in der Emder Zeitung.

Doch auch diese Worte sorgten nicht dafür, dass das Stadion mit seinem Haupttribünendach aus Wellblech erstmals in dieser Spielzeit ganz ausverkauft war. Immerhin kamen rund 7.000 Zuschauer um zu erleben, wie die Emdener mit ihrer eher unkonventionelle Spielweise zum zwölften Mal in Folge ungeschlagen blieben. Fast hätte es sogar zum Dreier gereicht – Einwechselspieler Mathias Surmann aber sicherte dem Favoriten Osnabrück vier Minuten vor Schluss noch einen Punkt.

Vorn nur mit einer echten Spitze (Radovan Vujanović) und hinten mit Libero Jasmin Spahic als Absicherung gewannen die Emdener „mit Herz und 110-prozentigem Einsatz“ (Osnabrücks Thomas Reichenberger) zunächst die Mehrzahl der Zweikämpfe. Kampf ist Trumpf beim Underdog, doch der ist nicht immer schmerzfrei. Die hässlichste Szene des Spiels gab es bereits nach fünf Minuten: Emdens Nermin Čeliković grätschte da Bilal Aziz von hinten in die Beine – und sah dafür Gelb.

Das Führungstor für die Gastgeber, als Čeliković einen Einwurf von Sebastian Gundelach ungehindert mit der Brust annehmen konnte und aus 20 Metern erfolgreich abziehen durfte (16. Minute), war die erste große Chance des Spiels. Die Taktik von Emdens Trainer Marc Fascherschien aufzugehen.

Erst im zweiten Durchgang kam die offensiv ausgerichtete Taktik des VfL Osnabrück zum Tragen, auch weil sich Emden immer mehr zurückzog. „Wir wollten Gegendruck erzeugen, aber das hat der Gegner nicht zugelassen“, sagte Fascher zur zweiten Halbzeit. 1.500 mitgereiste Osnabrücker Fans jubelten schon, als Osnabrücks Alexander Nouri mit einem Flachschuss nur den Pfosten traf (56.).

Ganz verschwunden war die Torgefahr der aufopferungsvoll kämpfenden Emder aber nicht. Einen der immer gefährlichen Konter über Dennis Tornieporth auf der rechten Seite, setzte Vujanović per Flugkopfball an den Pfosten (71.).

Osnabrücks Ausgleich in der 87. Minute aber besiegelte eine Punkteteilung, mit der beiden Teams im Aufstiegskampf nur bedingt geholfen ist. Osnabrück ist Tabellendritter mit einem Punkt Rückstand auf die Aufstiegsplätze, Emden liegt zwei Zähler dahinter auf Rang vier.

Was die Ostfriesen jenseits der Punkte vom Profifußball trennt, das sind die Auflagen der Deutschen Fußball-Liga, etwa für die Ausstattung des Stadions. „Wir steigen auf“, ist sich Präsident Schmidt sicher. „Die meisten Auflagen werden wir erfüllen“, für den Rest gebe es Übergangsfristen, auch für den Ausbau des Stadions.

Im Osnabrücker Stadion wird auch gebaut. Dort entstehen ab Sommer sechs weitere Logen, für die der Verein jeweils eine fünfstellige Miete verlangen wird. Unter dem Wellblechdach in Emden aber wäre das eher schwer vorstellbar.