VERONIKA KOLB, KOMMENDE FLÜCHTLINGSBEAUFTRAGTE
: Die Fachfremde

■ 62, Geschäftsführerin des Regionalbüros der Friedrich-Naumann-Stiftung in Berlin-Brandenburg, kommt aus Barsfleht.

Eigentlich sollte sich Veronika Kolb in diesen Tagen um „bildungspolitische Herausforderungen einer Großstadt“ kümmern. So lautet der Titel des Seminars, das die Friedrich-Naumann-Stiftung in Berlin zurzeit anbietet. Doch Kolb, Geschäftsführerin des Regionalbüros Berlin-Brandenburg der FDP-nahen Stiftung, dürfte mindestens gedanklich schon wieder halb in ihrer alten Heimat Schleswig-Holstein sein. Dort soll der Landtag die ehemalige liberale Abgeordnete zur Flüchtlingsbeauftragten wählen. Geht alles planmäßig, wird sie Anfang 2012 das Ehrenamt übernehmen.

Kolb folgt Wulf Jöhnk nach, der als ausgewiesener Fachmann für Flüchtlingspolitik gilt. Das SPD-Mitglied, ein ehemaliger Staatssekretär, wäre nicht erneut gewählt worden, besonders die CDU verweigerte ihm die Zustimmung. Daraufhin trat Jöhnk nicht wieder an, wird aber bis Jahresende das Amt ausüben. Die FDP, die das Vorschlagsrecht für den Posten hat, tat sich zunächst schwer, eine Kandidatin zu finden. Als Fachfrau für Flüchtlinge ist Veronika Kolb, die in einem sozialen Internet-Portal „Reisen, Golf, Politik, Demographischer Wandel“ als Interessengebiete nennt, bisher nicht aufgefallen.

Die heute 62-Jährige zog 2002 als Nachrückerin in den Kieler Landtag ein und kümmerte sich in der Fraktion um sozialpolitische Fragen. Von Kindertagesstätten bis Psychiatrie-Privatisierung reichte das Spektrum der Themen, zu denen Kolb Anfragen stellte oder Reden hielt. Geboren wurde sie in Barsfleht in Dithmarschen, machte nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung im Hotelfach und arbeitete als nuklearmedizinische Assistentin. Bevor sie in den Landtag einzog, war sie als Kauffrau selbständig. Der FDP gehört Veronika Kolb seit 1983 an, stieg 1988 in den Landesvorstand auf und wurde 1991 Kreisvorsitzende der FDP in Dithmarschen – bis April 2010 behielt sie den Posten.

2005 nahm Kolb Anlauf auf den Bundestag. Damals nannte sie als Gruppen, „deren Interessen mir besonders am Herzen liegen“, kleine und mittelständische Unternehmen, Familien und „alle Bürger“. Flüchtlinge fehlen – sie sind schließlich keine Bürger. EST