Explosiver Fund in Kiel

SPRENGSATZ Chemikalien, Bauteile und Bomben entdeckt. Polizei sucht den Besitzer, ein politisches Motiv schließt sie aus

Die Polizei hat in einer Kieler Wohnung mehrere Kilogramm vermutlich bereits fertigen Sprengstoff und Bombenbauteile gefunden. Bei einem Routineeinsatz des Rettungsdienstes in einer Wohnung im Stadtteil Hassee bemerkten Sanitäter am Montagabend auffällige Substanzen und riefen die Polizei. Von dem 36 Jahre alten Besitzer fehlte zunächst jede Spur. „Eine Suche blieb zunächst erfolglos“, sagte Stefan Jung, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA).

Was der Mann mit dem Sprengstoff vorhatte, blieb zunächst unklar. Einen politischen Hintergrund schließt das LKA aus. Man habe in der Wohnung keine Situation vorgefunden, die darauf hindeute, sagte Jung der taz. Der Gesuchte sei Deutscher und habe keinen Migrationshintergrund. Der Polizei sei er bislang noch nicht wegen ähnlicher Sprengstoffdelikte aufgefallen. Beamte des LKA haben die Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Bombenbastler wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz aufgenommen.

Ein 55 Jahre alter Mann, bei dem der 36-Jährige vorübergehend wohnte, hatte am Abend den Rettungsdienst wegen Gesundheitsproblemen verständigt. Dabei fielen den Helfern mehrere Eimer und Kanister mit flüssigen und kristallinen Stoffen auf. Experten des Kampfmittelräumdienstes stellten den mutmaßlichen Sprengstoff sicher und zerstörten ihn am Dienstag. Sie fanden auch etwa 60 Liter Chemikalien, die zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden können.

Während des Einsatzes in dem Mehrfamilienhaus in der Dithmarscher Straße wurden insgesamt zwölf Wohngebäude evakuiert und mehrere Straßen abgesperrt. Etwa 50 Menschen kamen vorübergehend in einem bereitgestellten Bus unter. Nach rund drei Stunden konnten die Anwohner gegen 1.30 Uhr in ihre Wohnungen zurückkehren.

Bekanntes Problem

Sprengstoffbastler halten in Schleswig-Holstein immer wieder die Polizei in Atem. Zuletzt mussten im April rund 20 Wohnhäuser in Neumünster geräumt werden, weil ein 19-Jähriger in der Wohnung seiner Eltern mit explosiven Chemikalien experimentiert hatte.  (dpa/taz)