nebensachen aus manila
: Ein Welpe als Geschenk vom Geburtstagskind oder Megapartys für junge Millionenerben

Die Schlagzeile springt ins Auge: „18 Millionen Filipinos leben von einem Dollar am Tag“ titelte der Philippine Daily Inquirer jüngst. Fraglos gehören die Philippinen zu den ärmsten Ländern Südostasiens. Zugleich leben in dem Inselstaat einige Dutzend Familien, deren Reichtum märchenhaft anmutet.

Understatement ist in diesen Kreisen ein Fremdwort. Man zeigt, was man hat. Palastähnliche Villen, eine Horde Hausangestellte, eine Flotte an Privatwagen – bevorzugt BMW, Mercedes oder Porsche. Bizarre Formen nimmt das prunkvolle Leben immer dann an, wenn ein VIP-Sprössling Geburtstag feiert. Die aufwändig inszenierten Events kosten viele tausend Euro, Peanuts für die philippinische High Society. Eine durchschnittliche Familie könnte davon viele Jahre gut leben.

Bereits die Einladung zur Party des Erstklässlers lässt Abgefahrenes ahnen: Da wird nicht nur die ganze Klasse zum Feiern gebeten, nein, es muss der ganze Jahrgang sein. Macht zusammen mit einigen Dutzend anderer Millionenerben so zwischen 150 und 200 Gäste. Mit selbst gebackenem Geburtstagskuchen und einer Schnitzeljagd im Garten kann man eine solche Schar jedoch nicht abfertigen.

Stattdessen erhalten die fünf- und sechsjährigen Knirpse am Eingang ein Couponheft mit Gutscheinen für Fressstände, Vergnügungsgeräte und ein Karussell. Im weitläufigen Garten ist ein ganzer Jahrmarkt aufgestellt. Wir befinden uns übrigens auf einem Anwesen des Clans von Joseph Estrada. Jenes Präsidenten, der 2001 wegen Korruption und Bereicherung aus dem Amt gejagt wurde. Aus den Boxen plärrt Musik, Animateure und Fotografen wuseln durch die Gegend. Wie wild gewordene Sputniks rennen die Kleinen von Bude zu Bude, futtern sich voll mit Fritten und Eis, ballern eine Runde auf Gegner am Bildschirm. Wer an einem der inszenierten Spiele teilnimmt, kann Gewinne ergattern, die den Wert des selbst gekauften Geburtstagsgeschenks um ein Vielfaches übersteigen.

Nach knapp zwei Stunden kollabiert meine Tochter: „Mama, ich will nach Hause, ich habe genug.“ Eigentlich ist es ein Unding vor dem Anschnitt der megamäßigen Super-Hero-Geburtstagstorte die Party zu verlassen. Doch meine Kleine sieht so blass aus, dass wir in Ehren und mit Give-aways bepackt, entlassen werden.

Glücklich entkommen! Eine Freundin hatte da mehr Pech: Als sie mit ihrem fünfjährigen Pimpf von solch einer Prunkparty nach Hause wankte, wackelte ein rassereiner Dalmatinerwelpe neben ihr her – ein Abschiedsgeschenk aus bestem Hause.

Andere VIPs bereichern ihre Kindergeburtstage gern mit prominenten Gästen. So tauchte bei einer Fete „völlig überraschend“ Imelda Marcos auf, Schuhfetischistin und Expräsidentengattin. Ungeniert stahl die exzentrische Lady mit der toupierten Frisur dem enttäuschten Geburtstagskind die Schau. Sei’s drum, die Gastgeberin strahlte über beide Backen, war ihr doch ein besonderer Clou gelungen.

Im Mai kommt wieder so eine Megafeier auf uns zu. Es ist ein siebter Geburtstag, der auf den Philippinen traditionell besonders groß gefeiert wird. Das bereits gebuchte Partyzelt fasst locker 600 Personen. Gerüchte machen die Runde, welche Sensation diesmal auf die kleinen Gäste zukommt. Vielleicht reicht es beim Give-away ja zu einem Pony – das wünscht sich meine Jüngste schon seit langem.

HILJA MÜLLER