Stiller Öko-Aktivist

Paul Kröfges ist neuer Landeschef des Umweltverbands BUND – und ein Prediger für Verzicht und Sparsamkeit

Paul Kröfges wirkt nicht wie ein radikaler Umweltschützer. Mit seiner ruhigen Stimme und dem Wohlstandsbauch scheint der 58-Jährige eher bodenständig als dogmatisch zu sein. Dabei ist er seit Sonntag Chef von rund 20.000 Öko-AktivistInnen. Kröfges wurde zum neuen Landesvorsitzenden des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen gewählt. Damit löste er Klaus Brunsmeier nach neun Jahren im Amt ab.

Dass Kröfges entgegen seiner Ausstrahlung einen gewissen Fundamentalismus in sich trägt, machte er jedoch schon 1989 klar. Damals trat der SPD-Abgeordnete im Kreistag Rhein-Sieg nicht mehr zur Wiederwahl an. Denn Kröfges Versuche, der SPD ein umweltpolitisches Programm zu verpassen, stießen auf Gegner in der Partei. „Mit meinem Widerstand gegen eine neue Müllkippe in Bonn habe ich mir die Sympathien in der SPD-Führung verspielt“, sagt Kröfges. Wirtschaftshörige Politiker wie Karl Wienand, der 2004 im Kölner Müllskandal wegen Beihilfe zur Untreue verurteilt wurde, hätten in der SPD-Politik keinen Platz mehr für den Umweltschutz gelassen.

Nach mehr als 25 Jahren Mitgliedschaft hat Kröfges 2002 auch sein Parteibuch abgegeben. „Heute bin und bleibe ich parteilos“, sagt der Chemotechniker in Altersteilzeit. Auch die Grünen würden den Menschen schließlich predigen, dass es ein „Weiter so“ gibt. Dabei sei „Verzicht“ angesagt in Zeiten von Erderwärmung und Artensterben. „Die Konsumenten müssen mehr Energie sparen und weniger fliegen“, mahnt Kröfges.

Sein Einsatz für die Umwelt hat ihm bereits den Vorwurf eingebracht, er setze seine Interessen in „erpresserischer Manier“ durch. Diese Worte stammen von Andreas Krautscheid, dem Vorsitzenden der CDU in Rhein-Sieg-Kreis und Sprecher der Landesregierung. Anlass war der erfolgreiche Widerspruch von Paul Kröfges gegen die Papstmesse in Sankt Augustin im Jahr 2005. Es fehlten Rückzugsgebiete für die dort lebenden Tiere, begründete er.

Alle Arbeitsbereiche des BUND müssten in Zukunft stärker ihren Beitrag für das Weltklima berücksichtigen, kündigt Kröfges an. Einen besonderes Vorhaben hat sich der neue BUND-Landeschef von den UmweltschützerInnen in Bayern abgeschaut: „Heimatverbundenheit und Naturschutz sollten sich auch bei uns annähern.“ Hauptsache, es dient der Umwelt.

MORITZ SCHRÖDER