Statt Olympia nur Regionalliga-Fußball

Beispiel Düsseldorf: Viele der fest einkalkulierten „Events“ bleiben wegen übergroßer Konkurrenz aus

„Bei uns kann sich der Konzertveranstalter die Hallengröße innerhalb Düsseldorfs aussuchen“, schwärmt Manfred Kirschenstein, Manager des „ISS Dome“. Denn der „ISS Dome“ wird wie die größere „LTU Arena“, die kleinere Philipshalle und fünf weitere Veranstaltungsorte von „Düsseldorf Congress“ betrieben, einer Firma, die zu 50 Prozent im Besitz der Stadt ist.

Gebaut wurde der „ISS Dome“ von der Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG, die komplett der Stadt gehört. Bei beiden Firmen sitzt CDU-Oberbürgermeister Joachim Erwin im Aufsichtsrat. Als die „LTU Arena“ 2005 Schulden über Schulden machte, ließ Erwin ihr einen Sonderzuschuss von 8,5 Millionen Euro zukommen.

Die Zukunft sieht ebenfalls nicht nach schwarzen Zahlen aus. Die 51.500 Zuschauer fassende Riesenhalle war ursprünglich für die Fußball-WM 2006 und die Olympischen Spiele 2012 gebaut worden. Doch beide Events gingen und gehen ereignislos an Düsseldorf vorüber. Statt internationalem Spitzensport wird dort jetzt Regionalliga-Fußball geboten: Fortuna Düsseldorf spielt in der Arena.

Verkalkuliert hat man sich auch beim „ISS Dome“. Eigentlich sollten in der 13.000 Zuschauer fassenden Halle jährlich 60 bis 70 Sportevents, 20 bis 25 Konzerte sowie 200 bis 220 Tagungen stattfinden. So stand es jedenfalls im Ratsbeschluss vom Juni 2004. Zwischen 1,2 und 3,2 Millionen Gewinn werde man jährlich einfahren, rechneten die Gutachter vor. Von dieser kühnen Kalkulation redet heute niemand mehr, im Betreiberkonzept von „Düsseldorf Congress“ tauchen die erwarteten 200 bis 220 Tagungen erst gar nicht mehr auf. „ISS Dome“-Manager Manfred Kirschenstein rechnet für das Jahr 2007 mit 60 Großveranstaltungen inklusive der Eishockeyspiele der DEG Metro Stars. Trotzdem sagt Kirschenstein voller Optimismus: „Wir gehen davon aus, dass wir keinen Verlust machen.“

Mit Sportvereinen, Konzerten und Firmenkongressen als Einnahmequellen seien „die Finanzierungsmodelle der Hallen eben oft sehr ähnlich ausgerichtet“, sagt Branchenexperte August Moderer. So kommt es, dass die theoretischen Konzepte praktisch in die Hose gehen. Über den Stadtrand hinaus scheint niemand zu blicken. Schließlich rollen in Hürth bei Köln schon die Bagger für die nächste Halle im Rheinland.

MARC STEINHÄUSER