„Elfmeter sind untrainierbar“

FUSSBALL Turbine-Torfrau Anna Felicitas Sarholz steht heute im CL-Finale – schon wieder gegen Lyon

■ Die 19-Jährige steht bei Turbine Potsdam im Tor. Ihren bislang größten Erfolg feierte sie 2010, als sie im CL-Finale gegen Olympique Lyon zwei Elfmeter hielt und einen selbst verwandelte.

taz: Frau Sarholz, haben Sie eigentlich fleißig Elfmeter trainiert?

Anna Felicitas Sarholz: Nein, ich habe das nie gemacht. Elfmeter sind einfach untrainierbar, weil die Wettkampfsituation immer eine ganz andere ist als daheim auf dem Übungsplatz.

Sie gelten als Elferkillerin.

Ich kann mich sehr gut konzentrieren. Selbst nach 120 anstrengenden Minuten und in einem nervenaufreibenden Elfmeterschießen. Ich bin dann gleichzeitig angespannt und entspannt. Das ist eine Qualität, die in einer Elfmetersituation zählen kann.

Wann entscheiden Sie denn, in welche Ecke Sie fliegen?

Ich beobachte den Anlauf der Schützin. Kurz bevor sie dann gegen den Ball tritt, meine ich aus ihrer Bewegung zu erkennen, in welche Richtung der Ball fliegt. Wenn der Ball dort wirklich landet, habe ich eine richtig gute Chance, ihn abzuwehren.

Sie halten ja nicht nur Elfmeter, sondern Sie schießen auch selbst ins Netz.

Bei uns stehen die Schützinnen nie vorher fest. Wir entscheiden das aus dem Spielverlauf heraus. Nur wenn ich zuvor ein wirklich gutes und sicheres Spiel abgeliefert habe, fühle ich mich auch reif für einen Elferschuss. Sonst lasse ich lieber anderen den Vortritt.

Torleute haben oft Rituale.

Meine Schrulle ist eigentlich ziemlich langweilig: Ich werfe meine Trinkflasche immer in die linke Ecke. Mehr nicht. Das muss reichen.

Wünschen Sie sich heute wieder so ein dramatisches Finale gegen Vorjahresgegner Lyon?

Nein, auf keinen Fall. Einmal reicht doch. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Lyon in der regulären Spielzeit knacken. Wir sind gut drauf.

INTERVIEW: TORSTEN HASELBAUER