Origami gegen Malaria

OPTIK US-Forscher entwickelten ein Faltmikroskop aus Papier, das nicht mal einen Dollar kostet

Ein Mikroskop ermöglicht Einblicke in die Welt des Winzigen, die nicht nur interessant sind, sondern auch lebenswichtig. Dann nämlich, wenn es etwa darum geht, Krankheitserreger zu identifizieren. Ein Mikroskop aber ist teuer. Normalerweise.

Das neue „Foldscope“ jedoch liegt preislich in der Liga einer Yps-Heftbeilage, es kostet weniger als einen US-Dollar. „Diese Mikroskope aus Papier sind genauso gut wie viele Forschungsmikroskope, die man kaufen kann“, sagt Manu Prakash. Der Bioingenieur an der Stanford University in den USA forscht mit seinem Team an Dingen, die für wenig Geld viel verändern sollen.

Die Idee zum Faltmikroskop sei ihm auf einer Exkursion in Thailand gekommen, sagt der 34-Jährige. Er habe erkannt, dass man sehr viele Mikroskope für die Diagnose von Krankheiten brauche, Milliarden Exemplare. Sie müssten also billig sein und leicht herzustellen. Die Lösung: Origami mit ein wenig Technik.

Auf eine Seite Papier wird der Faltplan gedruckt. Eine einfache Plastiklinse wird eingesetzt, eine LED und eine Knopfzelle. Bauzeit: keine zehn Minuten. Das fertige Mikroskop ist so groß wie ein Lesezeichen und wiegt weniger als zehn Gramm.

Prakash führt gerne die praktischen Vorteile seiner Erfindung vor. Er wirft ein Exemplar aus dem dritten Stock und trampelt darauf herum. Und das Ding geht einfach nicht kaputt.

Das Billigmikroskop ermöglicht eine 2.000-fache Vergrößerung und soll vor allem bei der Diagnose von Tropenkrankheiten helfen. Die Erreger von Leishmaniose oder Malaria etwa kann man damit in einem Blutstropfen erkennen. Neben Krankenhäusern in Entwicklungsländern soll das Mikroskop auch an Schulen und Universitäten Verwendung finden.

Bald wollen Prakash und seine Kollegen 50.000 Mikroskop-Sets an Interessenten in rund 130 Ländern verschicken. Diese hatten sich mit allerlei Ideen gemeldet, was man damit anstellen kann. Ein Bauer aus der Mongolei etwa will seinen Mitmenschen damit erklären, warum Milch besser abgekocht werden sollte. In einem halben Jahr soll es dann auch eine kommerzielle „Foldscope“-Version geben. Das große Ziel: „Jedes Kind auf der Welt soll überall Zugang zu einem Mikroskop haben.“ SEBASTIAN ERB