KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER ZUM WAHLRECHT
: Mehr Demokratie lernen

In den letzten Wochen des Wahlkampfes gab es große Aufregung bei den Parteien um das neue Wahlrecht. Als sich nämlich herumsprach, dass nur die erste Hälfte der „sicheren“ Listenplätze wirklich sicher waren, bekamen einige Panik. Persönlich finanzierte Anzeigen erschienen – und die, die keine teuren Kampagnen vorbereitet hatten, fragten mehr oder weniger laut, ob das denn wirklich gewollt sei.

Die WählerInnen haben offenbar das neue Wahlrecht besser begriffen als die Parteien. Die hatten die Parole ausgegeben: Die Möglichkeit, an Einzelpersonen Stimmen zu geben, sollte nicht zu persönlichen Wahlkampagnen führen. Das bedeutete im Grunde, das neue Wahlrecht zu boykottieren.

Und wenn die SPD plakatierte: „Böhrnsen wählen“, dann forderte sie damit auf, die Stimmen nicht der SPD-Liste zu geben – und damit die Chance der hinteren Listenplätze zu stärken. Ob das gewollt war?

Die WählerInnen haben, jedenfalls im Falle des Handelskammer-Präses Joachim Feldmann, auch die „amerikanische“ Methode, mit Anzeigen zu klotzen, nicht honoriert. Offenbar ist er in Handwerkerkreisen nur halb so beliebt wie Sandra Ahrens in ihrem Stadtteil.

Fazit: Nicht die Wähler, die Parteien müssen lernen, mit dem neuen Wahlrecht zu leben.