Sicher und exklusiv

Der FC Bayern bedient sich verschiedener Medien, um gezielt Informationen zu streuen, die dann weder dementiert noch bestätigt werden, und fühlt sich pudelwohl in seiner Rolle als Global Player

AUS MÜNCHEN SEBASTIAN KRASS

Bayern-Pressechef Markus Hörwick trat nach der ersten Trainingseinheit mit einem wissenden Schmunzeln vor die Journalisten. Er wusste, was von ihm verlangt war, eine Bestätigung oder ein Dementi. Und er wusste, dass er nichts sagen würde außer: „Transfers werden immer noch vom FC Bayern bestätigt.“ Und nicht von der Presse, sollte das heißen.

Die Süddeutsche Zeitung und das Boulevardblatt tz hatten nämlich am gestrigen Mittwoch gemeldet, dass die Bayern sich nicht nur mit dem italienischen Angreifer Luca Toni, sondern auch mit Miroslav Klose über einen Wechsel einig seien. Am selben Tag erschien die Sport Bild mit der Geschichte, Manager Uli Hoeneß gerate in Panik, weil ihm Klose abgesagt habe und zum FC Barcelona wechsele.

Wahrscheinlich aber liegen die Tageszeitungen richtig. Beide meldeten gestern „exklusiv“ (tz) bzw. aus „sicherer Quelle“ (SZ) bis ins Detail die gleiche Nachricht. Das legt den Verdacht nahe, dass die „sichere“ und „exklusive“ Quelle erstens in beiden Fällen dieselbe Person und zweitens Mitglied der Bayern-Chefetage um Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist.

Offensichtlich treiben die Bayern ein choreografiertes Spiel mit den Medien. Offiziell wird nichts bestätigt oder dementiert. Aber unter der Hand werden Informationen gezielt gestreut. Das erweckt in der Öffentlichkeit den Eindruck, es gehe etwas voran. Der SZ sind die Bayernbosse traditionell wohlgesonnen. Noch dazu gewinnt so eine Information an Glaubwürdigkeit, wenn nicht nur der Boulevard sie exklusiv meldet. Bei der tz arbeitete bis vor wenigen Monaten noch Max Breitner, der Sohn von Paul, als Bayernberichterstatter. Nun ist Breitner jr. in der Pressestelle des FC Bayern angestellt, obwohl er noch im März 2006 einer von zwei Autoren der Ente über Bastian Schweinsteigers vermeintliche Wettgeschäfte war.

Max Breitners Vater firmiert seit zwei Monaten als externer Berater der Bayern, obwohl sein Verhältnis zu Hoeneß lange zerrüttet war. Zudem ist er Kolumnist in der Bild am Sonntag. In dieser Eigenschaft forderte er schon vor wenigen Wochen, dass die Bayern keinen Spielmacher verpflichten sollten. Beim so genannten Weltverein FC Bayern in der so genannten Weltstadt mit Herz München sind die Dienstwege oft so kurz wie bei einem x-beliebigen Provinzverein.

Aber wenn sie Transfers anbahnen, agieren die Bayern plötzlich wie die großen Fußballfirmen aus Italien, Spanien oder England. Was haben sich Hoeneß & Co. nicht aufgeregt über Manchester United, das mitten in der Saison wider alle Regeln Owen Hargreaves den Kopf verdreht hat? Im Fall Klose aber gingen sie ganz ähnlich vor, ohne dessen derzeitigen Verein Werder Bremen über ihr Interesse zu informieren nämlich – so wie es im internationalen Wettbewerb um die Topspieler eben zugeht.

Der Druck auf Bremen wächst, auch wenn Werder-Manager Klaus Allofs einmal mehr bekräftigte, dass Klose in diesem Sommer „definitiv keine Freigabe für einen deutschen Club“ erhalten werde. Nur ein Transfer ins Ausland sei möglich. Nach dieser Saison könnte Bremen eine deutlich zweistellige Ablösesumme für Klose einstreichen. Ein Jahr später wäre er ablösefrei.