Abschluss oder Urabstimmung

IG Metall weitet vor der entscheidenden Verhandlungsrunde Warnstreiks aus

BERLIN taz ■ Vor der entscheidenden Verhandlungsrunde im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie heute in Baden-Württemberg hat die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber nochmals deutlich erhöht. 61.000 Beschäftigte aus 166 Betrieben beteiligten sich bis gestern Nachmittag nach Angaben der IG Metall an den bundesweiten Warnstreiks. Schwerpunkt der Arbeitsniederlegungen war Baden-Württemberg mit allein 30.000 Warnstreikenden. Vor allem bei den Autobauern Daimler, Porsche und Audi standen die Bänder zeitweise still. Auch heute ruft die IG Metall zu Warnstreiks auf. 100.000 Beschäftigte sollen sich beteiligen.

Die Tarifparteien im Südwesten wollen eigenen Angaben zufolge versuchen, einen Pilotabschluss in der deutschen Schlüsselbranche zu erzielen, der dann für die bundesweit rund 3,4 Millionen Beschäftigten übernommen werden könnte. Die IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber bieten bisher 2,5 Prozent und einen befristeten Konjunkturzuschlag von 0,5 Prozent. „Es kommt jetzt darauf an, dass wir uns gemeinsam die möglichen Stellschrauben in einem solchen Tarifabschluss ansehen und bereit sind, aufeinander zuzugehen“, erklärte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser gestern im ARD-„Mittagsmagazin“.

Sowohl die IG Metall als auch der Arbeitgeberverband Gesamtmetall bestätigten, dass die Spitzen ihrer Verbände vor Ort sein werden – auf der einen Seite IG-Metall-Chef Jürgen Peters und dessen Vize Berthold Huber, auf der anderen Seite Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser. „Wir rechnen mit langen Verhandlungen“, sagte Kai Bliesener, Sprecher der IG Metall Baden-Württemberg, der taz. Die Gespräche beginnen heute um 16 Uhr. Es ist nicht auszuschließen, dass es Freitagmorgen kein Ergebnis gibt – und dann weiterverhandelt wird.

Die Gewerkschaft hat vor der Verhandlungsrunde unmissverständlich klargemacht, dass es keine weitere Gesprächsrunde geben werde. Scheitert der Einigungsversuch in Baden-Württemberg, werde die Urabstimmung eingeleitet, hieß es in der Frankfurter Gewerkschaftszentrale. Nächste Woche treffe sich ohnehin der Vorstand der IG Metall, der Arbeitskampf könnte dann „Mitte Mai“ beginnen.

Der letzte langfristige Arbeitskampf in der Metall- und Elektrobranche fand 2002 statt. Beteiligt waren 218.000 Beschäftigte. Damals ging die IG Metall ebenfalls mit einer Lohnforderung von 6,5 Prozent in die Tarifrunde. THILO KNOTT