Giftiger Grubenschlamm wird in riesigen Becken gelagert

TEERSANDE Die Förderung ist aufwendig, schädlich für die Umwelt und verbraucht viel Energie. Zudem ist der Transport des Öls umständlich. Fragt sich, ob und wie schnell sich das ändert

BERLIN taz | Teersande sorgen dafür, dass Kanada nach Saudi-Arabien inzwischen das Land mit den zweitgrößten Ölreserven der Welt ist. Anders als konventionelle Ölsorten ist der fossile Brennstoff in den Teersanden im Boden gebunden. Er muss mit großem (Energie)-Aufwand aufbereitet werden. Teils wird das zähe Bitumen unter der Erde durch das Einleiten von heißem Wasser erhitzt, um es fördern zu können.

Folge: Bei der Produktion des Teersandöls werden fast ein Viertel mehr Treibhausgase ausgestoßen als bei konventionellem Öl. Gefördert wird dieses „dreckige Öl“ derzeit vor allem in der westkanadischen Provinz Alberta, mit etwa einer Million Barrel am Tag. Alle großen Ölfirmen haben dort riesige Areale abgesteckt, wo die Teersande unterirdisch oder im Tagebau gewonnen werden – auf einer Fläche, die so groß ist wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zusammen. Abgesehen von der CO2-Intensität bringt die Ölsandgewinnung große Umweltgefahren mit sich.

Nicht gesund

Giftiger Grubenschlamm wird in riesigen Becken gelagert, Wasser in großem Maßstab verbraucht, die Erdoberfläche verwüstet und Grundwasser gefährdet. Die Ureinwohner klagen gegen den Verlust ihrer Landrechte und über Gesundheitsgefahren.

Das strategische Problem der Teersande ist ihre Lage: Exportmärkte sind aus der Prärie schlecht zu erreichen. Daher ist die umstrittene „Keystone“-Pipeline in die USA sehr wichtig. Eine Ölleitung zur Westküste Kanadas wird von der Bevölkerung abgelehnt, auch wenn die Regierung sie bauen will.

Die Konzerne versuchen auch, ihr Öl per Eisenbahn an die kanadische Ostküste zu bringen. Sollte der Absatz des Öls stocken, könnte sich der rasante Ausbau der Exploration in Alberta abschwächen. Das ist ein Horrorszenario für die Ölindustrie – und eine Hoffnung für viele Umweltgruppen, die bisher darauf gesetzt hatten, dass der europäische Markt verschlossen bleibt.

BPO