… DIE APP?: Für mehr Freiheit die Apps blocken
Kennen Sie das auch? Eigentlich müssten wir uns dringend diesem Projekt widmen – der Seminararbeit, der Steuererklärung, der Patientenverfügung –, aber so richtig in Stimmung sind wir nicht. Egal, es muss sein. Wir haben uns lange genug im Prokrastesbett gewälzt. Kleiner Scherz. Es heißt natürlich „Prokrustesbett“, denn „Prokrastinieren“ hat ja nichts mit diesem bösen griechischen Riesen zu tun, sondern kommt von … äh, von … schnell mal googeln, ah: von „pro cras“, also „für morgen“ – interessant! Der Gag mit dem Bett wird noch schnell getwittert, und wo wir schon dabei sind …
Tja, die Konzentration aufs Wesentliche fällt schwer, wenn das Smartphone immer nur einen Hosen- oder Handtaschengriff entfernt ist. Darunter leiden der Job, die Familie und man selbst. Findet jedenfalls das Berliner Start-up (Offtime), bei dem die Klammern zum Namen gehören, vermutlich weil sie die Auszeit symbolisieren, die einem das Produkt der (Offtime)-Macher verschafft: eine App.
Wer sie auf dem Smartphone installiert, kann „Zeiträume, Kontakte und Kommunikationskanäle gezielt einschränken oder sperren“, versprechen die jungen Entwickler auf ihrer Website. Dann kommen Anrufer nicht mehr durch, werden Apps geblockt, und am Ende erstellt (Offtime) sogar ein Nutzungsprofil zur Selbstanalyse. Ob das funktioniert und uns tatsächlich weiterbringt, soll jetzt eine Langzeiterprobung ermitteln, für die die (Offtime)-Macher die Unterstützung der Humboldt-Universität gewonnen haben (potenzielle Teilnehmer wenden sich bitte an orzekjan@student.hu-berlin.de).
Ganz Mutige können übrigens bei (Offtime) die Funktion „Kein Stoppen möglich“ aktivieren. Dann lassen sich im festgelegten Zeitraum zwar noch Anrufe tätigen (oldschool!), sonst aber raten die Entwickler: „Du wirst einfach einmal tief durchatmen müssen und warten. Genieß die Freiheit, die paradoxerweise mit dieser Einschränkung kommt.“
Oder geh an den Laptop, stupid. CLAUDIUS PRÖSSER Foto: dpa
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