Der grüne Polizist

Münsters Polizeipräsident Hubert Wimber übt sein Amt manchmal auch gegen seine Überzeugungen aus

Die Warnung kommt sehr früh: „Die rechtsextreme NPD versucht sich im Kreis Steinfurt für die Kommunalwahl 2009 zu organisieren“, teilt Münsters Polizeipräsident Hubert Wimber mit. Steinfurt sei eine Insel der politisch rechten Szene im Münsterland – die einzige. Vorsicht sei dennoch angebracht, zwei Jahre vor der Kommunalwahl in NRW.

Der bundesweit erste Polizeipräsident mit grünem Parteibuch versteht sich als politischer Mensch und als Mahner vor rechter Gewalt. Seit 1997 bekleidet der 57-Jährige das Amt des obersten Polizisten in Münster. Zehn Jahre im Spagat zwischen grünem Widerstand und grüner Uniform. Besonders beim Thema Castor-Transporte wird die schizophrene Rolle deutlich. Der „überzeugte Atomkraftgegner“ ist dafür verantwortlich, dass Atommüll-Transporte ins Zwischenlager Ahaus ohne Störungen abgewickelt werden. Das führt schon mal dazu, dass Wimber, wie im Jahr 1998, die Räumung eines Camps mit 300 Atomkraft-Gegnern befiehlt. Jahre später wurde die Aktion vom Gericht als illegal eingestuft. Ob er sich über das Urteil tatsächlich ärgerte ist nicht überliefert.

Es gehöre „zum Erwachsenwerden der Grünen, Funktionen auch außerhalb ihrer angestammten Politikfelder zu übernehmen“, sagte Wimber bei Dienstantritt. Das Thema Innere Sicherheit gehört dazu – wie er im vergangenen Jahr beim Amoklauf in Emsdetten erfahren musste. Immerhin konnte er damals feststellen, dass der Schuss, durch den der 18-jährige Täter umkam, „mit Sicherheit nicht“ aus einem Polizeirevolver gekommen sei. Ein nette Umschreibung für die Selbsttötung.

Den Bezug zu klassisch Grünen Themen darf Wimber dabei trotzdem nicht verlieren. Die Rache der Parteifreunde wäre vermutlich unerträglich. „Wir haben eine multi-ethnische Gesellschaft und das muss sich in Zukunft auch in einer multi-ethnischen Polizei widerspiegeln“, beruhigt er die realogrünen Gemüter. Als eine „Aktionsfront Deutscher Interessen“, ausländische Mitbürger mit Telefon- und anderem Terror belästigte, mussten seine Mitarbeiter direkt eingreifen. Gleichzeitig versuchte Wimber, die Sache etwas herunterzuspielen. Es handele sich hierbei nicht um „eine rechtsradikale Organisation“, sondern um ein „Vehikel nachbarschaftlichen Mobbings“. Die Einschätzung blieb umstritten. Wie gut, dass er beim Thema NPD sensibler vorgeht. HOLGER PAULER