Spanier setzen HSV matt

TAKTIK In der Champions-League scheitern die Handballer des deutschen Meisters aus Hamburg erneut an Ciudad Real

HSV-Coach Martin Schwalb hat sich schlichtweg aus- coachen lassen

Nach dem Abpfiff standen dem Hamburger Keeper Johannes Bitter seine Gefühle ins Gesicht geschrieben: Trauer und Wut. Als die 23:28 (10:12)-Niederlage der Handballer vom HSV Hamburg gegen Ciudad Real besiegelt war und damit das Aus im Halbfinale der Champions League, starrte Bitter mit leerem Blick über das Spielfeld der Arena in Köln. 20 Paraden hatte er abgeliefert, ein Weltklassewert, und dazu noch einige Tempogegenstöße entschärft.

„Ich war mir sicher, dass wir dieses Spiel noch biegen“, sagte der Torhüter nach dem Spiel. Doch am Ende scheiterten die Hamburger erneut an BM Ciudad Real, zum vierten Mal in Serie seit 2008. Der 33:31-Sieg beim Spiel um den dritten Platz gegen die Rhein Neckar-Löwen am Sonntag hatte nur noch statistischen Wert.

Dabei war die Chance, nach dem Titel des deutschen Meisters den großen Coup auch im wichtigsten Klubwettbewerb zu landen, so groß wie noch nie. Vor 19.000 Fans hatten die Zentralspanier ihren Wundertorhüter Arpad Sterbik in der vierten Minute durch eine Verletzung verloren. Doch auch Ersatztorwart Jose Hombrados kam auf 17 Paraden. „Das war kein Vorteil für uns“, meinte HSV-Coach Martin Schwalb.

Erneut waren die Angriffe des HSV an der Abwehrwand des Gegners abgeprallt. „Sie haben die beste Defensive der Welt, das wussten wir schon vorher“, sagte Pascal Hens, der zu den besten Feldspielern zählte. Die taktische Maßnahme des gegnerischen Trainers Talant Dushebajew, den schwedischen Nationalspieler Jonas Källmann vorgezogen gegen die Halblinken Hens oder Blaženko Lackovic zu stellen, hatte das HSV-Angriffsspiel kollabieren lassen.

Überraschend war dieser taktische Zug des Gegners keinesfalls – so agiert Ciudad Real seit Jahren gegen den personell sicher gleichwertigen HSV. Und so muss der Trainer sich vorwerfen lassen, keine Lösungsmöglichkeiten entwickelt zu haben. Schwalb hat sich, nicht zum ersten Mal, schlichtweg auscoachen lassen.

Der Trainer führte nach dem blutleeren Auftritt an, dass der Kampf in der Meisterschaft womöglich zu viel Kraft gekostet habe. „Vielleicht haben wir ein paar Körner zu viel verbraucht in der Meisterschaft. Da haben wir lange stark unter Druck gestanden“, sagte Schwalb. In der Tat wirkten vor allem die Rückraumprofis ziemlich schlapp.

Schwalb machte seinen Spielern wenig Vorwürfe. Das Ziel sei nicht die Champions League gewesen, sondern die nationale Meisterschaft. „Wenn man sagt, die Meisterschaft ist das Ziel, dann muss man sich auch treu bleiben“, sagte Schwalb, und dass der HSV Hamburg noch viele Chancen bekommen werde, die Champions League zu gewinnen – allerdings nicht mit ihm als Trainer. Schwalb wechselt im Sommer auf den Geschäftsführerposten. ERIK EGGERS