Preistreiber Tankstelle?

ÖL Mit der Studie zu überteuertem Benzin bohre das Kartellamt im falschen Loch, so ein Autoexperte

VON MARTIN RANK

BERLIN taz | Zocken die deutschen Tankstellen gemeinsam die Autofahrer ab, wie es eine Studie des Bundeskartellamtes jüngst nahelegte? Nein, sagt Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen. Der Experte für Automobilwirtschaft ist überzeugt, dass die Studie die tatsächlichen Probleme des Ölgeschäfts gar nicht analysiert: „Das Amt versucht, den Ölmarkt dort zu regeln, wo es unsinnig ist“, so Dudenhöffer, „an der Tankstelle sind die Margen minimal.“ Die großen Geschäfte würden bei der Ölgewinnung und der Raffination gemacht. „Hier müsste das Kartellamt ansetzen“, so der Ökonom. Doch dafür hat es laut Dudenhöffer keine Befugnisse, denn es müsste auf europäischer Ebene mit der EU-Kommission zusammenarbeiten. Laut Kartellamt gibt es eine solche Zusammenarbeit nicht.

Für ihre Studie hatte die Bonner Behörde drei Jahre lang über 400 Tankstellen beobachtet und schloss aus dem Gesehenen: Die Tankstellenbetreiber sprechen sich zwar bei den Spritpreisen nicht ab, haben sich aber gegenseitig ständig im Auge. Die Benzinpreise würden von einem Oligopol aus fünf großen Konzernen diktiert. Laut einem Sprecher verspricht das Kartellamt sich von seiner Studie künftig mehr Rechtssicherheit bei der Bekämpfung von Wettbewerbsbeschränkungen. „Sie erlaubt es uns, besser eingreifen zu können, wenn ein Konzern kleinere Unternehmen aufkaufen will“, so der Sprecher, „wir können auch besser helfen, wenn kleinere Anbieter von Konzernen unter Druck gesetzt werden und an Marktbeherrscher andere Bedingungen stellen.“

Freie Tanken wundern sich

„Die Studie war nichts anderes als eine Marketingkampagne in eigener Sache“, glaubt hingegen Dudenhöffer, „die echten Probleme liegen woanders.“ Auch Thorsten Zieger vom Bundesverband Freier Tankstellen kann die Aufregung um die Preisbeobachtung nicht verstehen. „In jedem Markt beobachtet man die Preise des Nachbarn. Das gilt für die Tankstelle genauso wie für den Bäcker.“

Die Empfehlung von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU), öfter bei Freien Tankstellen zu tanken und den Vorstoß von Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), die Preisbildung bei Aral und CO gesetzlich zu regeln, bezeichnet Dudenhöffer als populistisch. Er glaubt nicht, dass auf diese Ankündigung Taten folgen werden. „Um etwas zu ändern, müsste sich Frau Merkel schon mit der EU-Kommission zusammensetzen.“