KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DEN AUSSTIEG IM NORDEN
: Kein Weg zurück

Ökonomie durch Ökologie ist die Zauberformel, die auch Börse und Banken verstehen

Das ist überfällig. Der Atomausstieg in Norddeutschland kann endlich beginnen. Zwar nur halbherzig, aber immerhin. Wenn tatsächlich drei der sechs Atommeiler in Schleswig-Holstein und Niedersachsen jetzt stillgelegt werden sollten, wäre das der bislang größte Erfolg nach gut drei Jahrzehnten Anti-Atomkraft-Bewegung.

Möglich wird das nur, weil der Protest durch den GAU von Fukushima in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Denn das Argument von den ach so sicheren westlichen Reaktoren sticht nicht mehr. Wenn eine Techniknation wie Japan scheitert, kann das Deutschland auch passieren.

Zweitens ist die Fähigkeit zur Energiewende inzwischen allgemein anerkannt. Was vor zehn Jahren noch als Öko-Spinnkram verlacht wurde, gilt nun als Hightech und Jobmotor zu Lande und zu Wasser, vor allem im Norden. Ökonomie durch Ökologie ist die Zauberformel, die auch Börse und Banken verstehen.

Und zum dritten haben sich die großen Energiekonzerne selbst um den Rest ihrer Glaubwürdigkeit gebracht. Seit den Pannen in Krümmel glaubt nicht einmal mehr die schwarz-gelbe Regierung in Kiel an die Seriosität des Betreibers Vattenfall.

Am Ausstieg führt kein Weg mehr vorbei. Wenn in zehn Jahren die drei letzten Atommeiler im Norden stillgelegt werden, ist das gut – aber es ist kein Grund zum innerlichen Abschalten.

Denn dann geht es ans Aufräumen. Müll genug ist da.