kurzkritik: das bremische extrablatt
: Einheit in Zweiheit

Eins haben Extrablatt und Bild gemein: Sie haben beide einen Auftrag. „Die Einheit in Freiheit“ zitiert die Springer-Zeitung die Mission ihres Gründers. „Einen Begriff und eine Praxis von Kommunismus, der fröhlich ist und den Segen der Masse hat“: Diese Aufgabe wählt sich die neue Bremer Dreimonats-Zeitschrift Extrablatt.

Begriffe, so warnt die Redaktion in der ersten Ausgabe, kämen der Linken abhanden. Beklagt werden „Muff“ und „Eventpolitik“. Dem will man „theoretischen Schlagabtausch“ und „innerlinke Auseinandersetzung“ entgegensetzen, aber auch die Reflexion lokalen Geschehens.

Nicht zuletzt geht es um überraschende Sichtweisen. So wird die BSAG für die Einführung „unmenschlich“ designter Straßenbahnen gescholten, am Ende des Beitrags aber doch gelobt, weil die Trams unser Gesellschaftssystem bestens darstellen würden. Ablehnung und ironische Affirmation heißen die Pole auch bei den Themen Tatort, Sexualstrafrecht oder Neurologie. Fragwürdige Einheiten wie die von Subjekt und Willenlosigkeit werden demontiert und durch Zweiheiten ersetzt, – durch Individuen, die widersprüchlich und entwicklungsfähig sind.

robert best

Zu beziehen über: Infoladen, St.Paulistr. 10. Weitere Infos: www.extrablatt-online.net