Zvonimir Serdarušic, Erfolgstrainer in Kiel
: Der Dauerprofi

Als Kreisläufer spielte ZVONIMIR SERDARUŠIĆ, 56, insgesamt 72-mal im jugoslawischen A-Nationalteam. FOTO: DPA

Die Stimmung in der Kieler Ostseehalle war überwältigend: Gerade hatte der THW Kiel die SG Flensburg-Handewitt mit 29:27 besiegt. Und damit den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte errungen: den Gewinn der Handball-Champions-League. Alle Spieler rannten im Freudentaumel über das Spielfeld, lagen sich in den Armen. Nur einer fehlte: Zvonimir Serdarušić, der Trainer. Statt sich mit Laola und Publikumsgesängen feiern zu lassen, zog er die Einsamkeit seiner Kabine vor, um den Erfolg ganz in Ruhe zu genießen.

Neun Anläufe hatte „Noka“, wie er genannt wird, gebraucht, um die Champions League zu gewinnen. Sieben Jahre zuvor, am 29. April 2000, war er schon einmal fast am Ziel, doch der THW scheiterte damals im Finale knapp an Barcelona. Jetzt endlich ist sein Traum wahr geworden.

Seit 14 Jahren trainiert der 1950 in Mostar geborene Serdarušić den THW, im Profigeschäft ist das eine Ewigkeit. Insgesamt 17 Titel holte er mit den Kielern, darunter neun Deutsche Meisterschaften. Er ist ehrgeizig, möchte jedes Spiel gewinnen. Die Pokale und Medaillen selbst bedeuten ihm dagegen wenig. Sagt er zumindest: „Die stehen bei mir in der Ecke, und irgendwann schmeiße ich alles weg.“ Wahres Glück findet Noka darin, sich um seine Enkelin zu kümmern. Am Spielfeldrand und in Interviews wirkt er häufig etwas schroff, doch das ist nur eine seiner Facetten: Privat ist entspannt er sich gern beim Angeln.

Am Wochenende nun gewannen seine „Zebras“ schon wieder: 40:20 schlug der THW in der eigenen Halle die Gäste aus Wilhelmshaven. Ob Noka mit seiner Mannschaft nach Pokal und Champions League auch noch die Meisterschaft nach Kiel holen kann, ist aber ungewiss. Denn der Kader des Tabellenersten ist durch Verletzungen stark ausgedünnt. Zudem wartet ein schweres Restprogramm unter anderem gegen Magdeburg – und Flensburg. OLIVER MILZ