Drangeblieben

Werder Bremen untermauert beim souveränen 4:1 gegen schwache Berliner seine Ambitionen auf den Meistertitel

BERLIN taz ■ Drei Mannschaften sind es noch, die um die Schale spielen, ein opulentes Tellerchen aus 5,5 Kilogramm Sterlingsilber, besetzt mit 21 Turmalinen, die bis zu 71,98 Karat auf die Waage bringen. Schalke und Stuttgart haben am Samstag ihre Bereitschaft demonstriert, das Werk von Elisabeth Treskow in zwei Wochen in die Luft zu stemmen. Am Sonntag untermauerte Werder Bremen mit einem 4:1 (1:0)-Sieg im ausverkauften Berliner Olympiastadion seine Ambitionen auf die deutsche Meisterschaft. Obwohl die Norddeutschen ersatzgeschwächt angereist waren und in der Innenverteidigung mit dem Duo Pasanen/Baumann experimentieren mussten, dominierten sie von Beginn an.

Hertha BSC agierte defensiv, mit nur einer Sturmspitze (Giménez) und einer abwartenden Haltung. In der ersten Halbzeit kamen die Gastgeber zu keiner einzigen Torchance, im Gegensatz zu den Gästen, die es vorzugsweise mit Distanzschüssen probierten. Es dauerte nicht lang, da schlug der Ball im Kasten von Fiedler ein. Rosenberg hatte in der 19. Minute aus etwa 20 Metern abgezogen. Der Ball, scharf geschossen, aber kaum platziert, schien haltbar.

Der düpierte Fiedler indes gab seinen Vorderleuten die Schuld, unter anderem Simunic, über den er sich nicht mehr lange ärgern musste, denn der Kroate sollte nach einem rüden Foul an Schulz alsbald in den Katakomben verschwinden. Schiedsrichter Fandel zeigte Simunic in der 35. Minute nach einem Kung-Fu-Tritt ins Gesicht des Bremers, der einen Riss am Augenlid davontrug, die rote Karte; es war bereits der dritte Feldverweis für Simunic in dieser Spielzeit. Spätestens da war die Ansage von Herthas Sportdirektor Preetz („Wir werden definitiv nach vorne spielen“) Makulatur.

UI-Cup-Aspirant Hertha BSC verlegte sich von nun an auf die Defensive, Bremen bedrängte das Hertha-Tor. Es war zu spüren, dass Werder-Trainer Schaaf die Wahrheit gesagt hatte, als er im Vorfeld der Begegnung von einer „geschlossenen Mannschaft“ gesprochen hatte. „Wir haben keine Unkonzentriertheit drin – so wie das überall erzählt wird“, sagte er. Klose, der so heftig Kritisierte, blieb zwar auch in der Sturm- und Drangphase der Bremer ohne Durchschlagskraft, aber dafür machte es sein Kollege Rosenberg besser; er traf noch zweimal (50. und 82. Minute), Diego besorgte das 3:0 (60.). Für Berlin traf lediglich Gilberto – in der 61. Minute.

Ungeachtet der recht dürftigen Leistung vom Sonntag will Hertha BSC künftig mit speziellen Wertpapieren, so genannten Genussscheinen, 25 Millionen Euro einnehmen und die Verbindlichkeiten von derzeit rund 46 Millionen Euro abbauen. Ein Investor, die „Berliner Aktiengesellschaft für Beteiligungen“, will die von Hertha ausgegebenen Papiere übernehmen. Der Zinsertrag der Genussscheine, ein schöner Euphemismus angesichts des mediokren Berliner Spiels, soll an die jeweilige Platzierung von Hertha gekoppelt werden. So könnte die Rendite über zehn Prozent liegen, falls der Hauptstadtclub in den kommenden Spielzeiten die Champions League erreicht oder gar Meister wird. Im Moment ist vom Kauf eines Genussscheines jedoch dringend abzuraten.