Griechisch für Vegetarier

HEIMATFILM II Fatih Akins Stammschauspieler Adam Bousdoukos spielt in „Ein Geschenk der Götter“ einen arbeitslosen Griechen in Schwaben

Manchmal ist bei Schauspielern eine neue Rolle die Weiterentwicklung einer früheren. Adam Bousdoukos spielte in „Soul Kitchen“ den Wirt des titelgebenden Frikadellenrestaurants und entging dabei nur der Pleite, weil Regisseur Fatih Akin die Figur so liebte, dass er ihr ein märchenhaftes Happy End gönnte. Inzwischen könnte jener Wirt also durchaus als Langzeitarbeitsloser bei einer Maßnahme des Jobcenters mitmachen und von seinem neuen kulinarischen Projekt träumen: einem griechischen Restaurant für Vegetarier.

In Hamburg-Altona betrieb Bousdoukos tatsächlich jahrelang eine Kneipe. Merkwürdig, ihn in „Ein Geschenk der Götter“ plötzlich in Ulm wiederzufinden: Nach all den Auftritten in Akins Filmen ist er längst ein Hamburger Heimatschauspieler. Doch in dieser neuesten Rolle gehört er halt zu einem „stinkenden kleinen Kackhaufen im fleißigen Ländle“ – so die Selbsteinschätzung eines der schwäbischen Arbeitslosen.

Die sollten eigentlich „etwas mit Computern“ lernen, aber für die PCs reichten die Mittel nicht, und als eine Schauspielerin nach Arbeit sucht, glaubt eine Sachbearbeitern zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: Der Kurs findet statt, die Schauspielerin hat einen befristeten Job: „Antigone“ will sie mit den Arbeitslosen einüben, die sich erst mal sträuben, um dann in ihre Rollen hineinzuwachsen. Das ist ziemlich vorhersehbar, aber auch schön erzählt.

Eigentlich spielt Katharina Marie Schubert die Hauptrolle, sie ist ungeschickt und voller Selbstzweifel und als Künstlerin in der Krise so sympathisch wie komisch. Bousdoukos aber hat eindeutig die saftigste Rolle: Als Dimitri darf er am heftigsten schlecht schauspielern, stolziert als König Kreon – „der ist doch Grieche“ – im Betttuch über die Bühne und behandelt bald alle majestätisch-herablassend. In einer der besten Szenen bringt ein Theaterregisseur ihn am Küchentisch dazu, Goethes „Habe nun ach ...“-Monolog mit schwerem griechischen Akzent zu sprechen; nicht ganz eindeutig, wer da wenn zum Narren hält.

Wie schon Fatih Akin mag auch Regisseur Oliver Haffner die von Bousdoukos gespielte Figur, so dass er extra einen Epilog in Griechenland inszeniert hat, bei der Dimitri schließlich über die Deutschen triumphieren darf – und auch noch die schöne Schauspielerin küssen.  HIP

ab heute im Kino