„Wir schlagen Alarm“

KUNDGEBUNG Heute startet das alternative Notruftelefon für Geflüchtete auf dem Mittelmeer

■ 43, ist bei der antirassistischen Gruppe „nolager Bremen“ aktiv, die das Netzwerk „Afrique-Europa-Interact“ initiierte.

taz: Frau Führer, heute startet das alternative Notruftelefon für das Mittelmeer, mit dem Geflüchtete gerettet werden sollen. Warum gehen Sie deshalb in Bremen auf die Straße?

Dorette Führer: Wir machen eine Kundgebung in Bremen, wie wir es auch schon im letzten Jahr gemacht haben, als am 3. Oktober über 360 und am 11. Oktober über 250 Menschen vor Lampedusa gestorben sind. Daran schließen wir an. Es ist also auch eine Gedenkkundgebung, denn vom großen Aufschrei ist mittlerweile nicht mehr viel übrig geblieben. Und das obwohl es in diesem Jahr schon 3.000 Opfer gab, die auf dem Mittelmeer gestorben sind.

Was versprechen Sie sich von dieser Alarm-Hotline?

Es ist klar, dass wir das Problem nicht lösen werden. Denn wir können mit einem kleinen Projekt und begrenzten Mitteln, nicht das Sterben auf dem Mittelmeer verhindern. Es soll eine Intervention sein. Wir fordern die Küstenwachen auf, die Menschen zu retten.

Wie kann man sich den Ablauf vorstellen?

Wir bekommen einen Anruf, schlagen Alarm und akzeptieren es nicht, dass Boote einfach auf dem Meer treiben gelassen werden. Wir informieren auch befreundete Journalisten, das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und telefonieren immer wieder hinter den Küstenwachen hinterher. So, dass die Menschen nicht vergessen werden. Wir wollen erreichen, das niemand sagen kann: Wir haben ja nichts gewusst.

Wer steckt hinter dem Projekt?

Das ist eine Zusammenarbeit, an der viele Initiativen beteiligt sind. Wir arbeiten auch zusammen mit dem Monitoring-Projekt von watchthemed.net, das schon seit 2011 versucht, das Sterben im Mittelmeer an konkreten Fällen zu skandalisieren.

Hat der Aufschrei nach den Schiffstragödien vor Lampedusa ihre Arbeit verändert?

Ja, insofern es seit November 2013 die militärische Rettungsaktion aus Italien Mare Nostrum gibt. Die haben seither 100.000 Menschen gerettet. Deswegen ist es um so skandalöser, dass die jetzt wieder eingestellt werden soll.INTERVIEW: LKA

16 Uhr, vor den Domtreppen