„Mehr kann man nicht gewinnen“

JUDO Sappho Çoban erklärt, warum gerade sie zur Juniorensportlerin des Jahres gewählt wird

■ Mit vier Jahren begann die erste deutsche Judoweltmeisterin in der Klasse unter 52 Kilogramm ihre Karriere. Die 20-Jährige aus Kämpfelbach wurde auch Junioren-Europameisterin und bei der Team-EM Dritte. Çoban ist Polizeimeisteranwärterin bei der Bundespolizei in Kienbaum.

taz: Frau Çoban, warum werden Sie heute von der Deutschen Sporthilfe als Juniorensportlerin des Jahres gewählt – und nicht einer Ihrer neun Konkurrenten?

Sappho Çoban: Weil ich in meiner Altersklasse alles gewonnen habe, was es im Judo zu gewinnen gibt. Mehr kann man nicht gewinnen. Außerdem bin ich die erste deutsche Judo-Weltmeisterin, und das ist schon etwas Besonderes.

Was würde so eine Auszeichnung denn bringen?

Auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit. Judo ist eher eine Sportart, die im Hintergrund abläuft. Durch die Auszeichnung würde mein Sport hoffentlich wieder einmal in den Vordergrund gerückt. Der mediale Rummel im Judo hält sich ja eher in Grenzen. Dadurch wird vielleicht auch langfristig das Interesse an der Sportart geweckt.

Warum haben Sie sich als Mädchen für diese Randsportart entschieden?

Meine Mutter war schon im Verein beim BC Karlsruhe und hat dort den Kampfsport Jiu-Jitsu betrieben. Irgendwann haben die dann einen Kindergartenkurs angeboten. So bin ich da reingerutscht. Judo ist eine Sportart, die extrem zur Entwicklung der Persönlichkeit beiträgt. Ich finde das faszinierend.

Franziska van Almsick oder Magdalena Neuner waren auch mal Juniorensportlerin des Jahres. Die haben eine beachtliche Karriere hingelegt. Haben Sie auch Großes vor?

Das kann man jetzt nicht so wirklich sagen, da ich ja noch sehr jung bin. Man kann nicht wissen, wie erfolgreich ich mal werden kann, aber wünschen würde ich es mir. Der Traum eines jeden Sportlers ist es, mindestens eine Olympiamedaille zu gewinnen – und das Ziel habe ich auch vor Augen.

Und dafür schuften Sie täglich in einer Sportfördergruppe.

Ich habe das große Glück, dass ich bei der Bundespolizei eine Ausbildung machen darf. Beruflich bin ich dadurch abgesichert. Es sind alle Weichen gestellt, dass sich meine Judokarriere und meine berufliche Karriere nicht in die Quere kommen.

Bisher ist kein Judoka von der Deutschen Sporthilfe ausgezeichnet worden. Sie und Ihre Sportart wären mal dran, oder?

Ach, ich rechne mir eigentlich keine so großen Chancen aus. Ich bin einfach sehr glücklich, dass ich dieses Jahr nominiert wurde. Es ist eine große Würdigung meiner Arbeit. Daher macht mich die Nominierung in diesem Jahr sehr stolz. Hier dabei zu sein, ist wirklich alles für mich.INTERVIEW: TERESA KRÖGER