Mäzene zu angeln ist Notwehr

STREIT UM PFINGSTBERG

Es gehört zu den schlechten Traditionen in Potsdam, dass sich private Grundstückseigentümer Flächen von öffentlichem Interesse unter den Nagel reißen. Wir erinnern uns an die gesperrten Uferwege in Babelsberg. Umgekehrt gehört es mittlerweile zu den guten Traditionen, dass sich die Stadt solche Verbote nicht gefallen lässt. Notfalls droht der Bürgermeister mit Enteignung – siehe ebenfalls die Uferwege.

Der Streit um den Zaun rund um den Park am Pfingstberg hört sich ähnlich an. Doch diesmal ist die Chose anders gelagert. Natürlich zeugt es nicht von demokratischem Fingerspitzengefühl, wenn die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) öffentliches Parkgelände zur No-go-Area erklärt. Wenn noch herauskommt, dass das Areal von einem großkopferten Mäzen – gemeint ist Springer-Vorstand Mathias Döpfner – saniert werden soll, dem man dafür angeblich zwei Villen am Pfingstberg geschenkt hat, gehen die Potsdamer auf die Barrikaden.

Aber die SPSG hat richtig gehandelt: Weil sie vom Bund kurzgehalten wird, also das Geld fehlt, muss noch lange kein historisches Welterbe – dazu zählt der Pfingstberg – vergammeln. Den Mäzen zu angeln kommt einer Notwehr gleich. Und dass die grüne Wildnis mehr für Hunde als zum Pläsier da war, ist auch kein Geheimnis. Wenn Döpfner und die SPSG während der Sanierung jetzt einen Bauzaun hochziehen: Wo ist da das Problem?

Das Problem ist, dass die SPSG seit der Debatte über Tickets für Sanssouci bei manchen Potsdamern keine guten Karten mehr hat. Das Problem ist ebenso, dass die Stiftung hier versäumt hat, zu sagen, dass der Park nach der Erneuerung öffentlich zugängliches Gut bleibt. Denn das will sie. Also ist es nur okay, wenn Döpfner renoviert, zahlt er doch sogar den Bauzaun und dessen spätere Entsorgung. ROLF LAUTENSCHLÄGER