Gen-Mais auf den letzten Drücker

Wusste Niedersachsens Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen vom drohenden Verbot der genetisch veränderten Maissorte MON810? Der Naturschutzbund fordert: Sofort unterpflügen

Nach dem Verkaufsverbot des Bundesamts für Verbraucherschutz und Landwirtschaft für gentechnisch veränderten Mais haben Bürgerinitiativen und der Naturschutzbund Niedersachsen (NABU) gefordert, den bereits ausgesäten Genmais umgehend unterzupflügen. Das Bundesamt (BVL) hatte auf in den letzten Jahren erstellte Studien (taz berichtete) verwiesen, denen zufolge es „berechtigten Grund zu der Annahme“ gebe, dass der Anbau des Monsanto-Maises MON810, „eine Gefahr für die Umwelt darstellt“. Ohne einen detaillierten Plan zur Beobachtung der Umweltauswirkungen sei ein Anbau daher nicht mehr zulässig.

Der Mais, der ein Stück DNA eines Bakteriums enthält, produziert ein Toxin, das den Maiszünsler töten soll. Über die Nahrungskette schädigt es auch andere Organismen, zudem reichert es sich im Boden an – ein laut BVL „relativ hohes Potenzial für ökologische Folgen“.

Konsequenzen für den bereits ausgesäten Genmais verlangt das Bundesamt ausdrücklich keine. „Es ist völlig unverständlich, warum das Monitoring erst ab der nächsten Anbausaison gelten soll und nicht bereits in dieser“, kritisierte NABU-Landesvorsitzender Hans-Jörg Helm: „Ist das im Mais enthaltene Toxin erst ab nächstem Jahr giftig?“ Inhaltlich jedenfalls stützt der Bescheid die NABU-Position: Die Behörde hat „wegen der unmittelbar bevorstehenden Aussaat“ Sofortvollzug angeordnet.

Die Sprecherin der Bürgerinitiative „Kein Genmais in Bokel“, Helga Gorges, wertete das Verkaufsverbot als einen Etappensieg. Die seit langem vorgetragenen Bedenken würden nun „endlich einmal zur Kenntnis genommen“. Auf seinem Hof in Bokel hat ausgerechnet der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fritz Stegen, Ende April Genmais aussäen lassen – neun Tage vor dem Verbot. Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) hatte sich damals demonstrativ vor ihn gestellt – obwohl er frühzeitig von dem drohenden Verbot gewusst haben dürfte. ARMIN SIMON