Fair bis hin zur Kaffeetasse

Längst ist Fairer Handel nicht mehr auf Lebensmittel beschränkt: Marokkanische Teppiche oder Keramik aus Ecuador kommen von Genossenschaften, die den Produzenten ein würdiges Leben garantieren – und mittlerweile ihr eigenes Exportnetz haben

VON BIRGIT GÄRTNER

Eine kleine arabische Oase im Herzen Ottensens: Kelims in warmen Farbtönen sind bei „Interieurs Marocains“ auf dem Boden ausgelegt, auch die Wände sind mit Teppichen bedeckt. Tische und Spiegel aus edlen Hölzern unterstreichen das orientalische Ambiente. Natürlich darf der Tee nicht fehlen. Besitzerin Cornelia Kerth reicht Nana, echt arabische Minze, mit einem Hauch Kandis gesüßt.

„Eigentlich wollte ich Marokko-Reisen anbieten“, sagt die frisch gebackene Geschäftsfrau, die vor drei Monaten ihren Laden eröffnete. „Doch dann habe ich die Teppiche mit diesen intensiven Farben entdeckt und mir war klar, dafür gibt es auch in Hamburg einen Markt.“ Sie entschied sich für eine Auswahl aus geknüpften Teppichen und den gewebten Kelims. Alle Stücke bei Interieurs Marocains sind handgearbeitet, ebenso die Tische und Spiegel. „Jede Verzierung ein Unikat“, sagt Kerth.

Sie wollte nicht irgendwelche Teppiche verkaufen. Die Produktionsbedingungen seien ihr ebenso wichtig wie die Qualität. Den größten Teil ihrer Teppiche bezieht sie von der Kooperative Elouzguitia in Tazenakht, in der sich Frauen aus 340 Familien zusammengeschlossen haben. Das Material wird gemeinsam in großen Mengen gekauft und die fertigen Teppiche im Laden der Kooperative vermarktet. Nur zehn Prozent des Preises erhält der Verkäufer. Der Rest bleibt bei der Kooperative, die damit den Produzentinnen ein Auskommen sichert und auch in die Zukunft investiert.

Auch in der Stresemannstraße, im Süd-Nord-Kontor des größten deutschen Anbieters fair gehandelter Waren, Gepa, gibt es längst mehr als Lebensmittel: Kunsthandwerk, Ledertaschen, Tagesdecken, Spielzeug, Körbe,Haushaltswaren und -deko.

Ein Kaffeeservice in den Farben Türkis, Weinrot und Lila zum Beispiel kommt von Artesa, einer 1971 gegründeten Genossenschaft in Ecuador, inzwischen der bedeutendste Keramikexporteur des Landes. Aber immer noch ist jedes Produkt ein handgefertigtes Einzelstück. 160 der 220 Beschäftigten sind weiblich. Sie arbeiten vor allem als Kunsthandwerkerinnen, aber auch in der Verwaltung und im Management. Das Unternehmen bietet geregelte Arbeitszeiten und Mutterschaftsurlaub. Gewinne werden in die Schaffung neuer Arbeitsplätze investiert und bei Bedarf als zinslose Kleinkredite an die Beschäftigten vergeben.

Das Süd-Nord-Kontor ist sowohl Groß- als auch Einzelhändler. Weltläden, kirchliche Aktionsgruppen und Fachhandelsgeschäfte kaufen dort ebenso ein wie Privatpersonen.

Interieurs Marocains, Große Brunnenstraße 113, Öffnungszeiten: Di-Do 14-19 und Fr/Sa 11-19 Uhr Süd-Nord-Kontor, Stresemannstraße 374, Öffnungszeiten: Di- Fr 10-18 und Sa 10-14 Uhr. Weitere Infos unter: www.weltladen.de