DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Eine für Deutschland

WAS SAGT UNS DAS? Kaum wird es warm, fallen wieder die Klimaanlagen in den ICEs aus. Das ist gut für uns alle

Wer in Asien A sagt, muss auch C sagen. Da funktioniert dann aber auch alles

Am Wochenende fielen in mindestens 20 ICE-Zügen die Klimaanlagen teilweise oder ganz aus. Ein Zug der Deutschen Bahn musste in Bielefeld geräumt werden, über 500 Passagiere waren für etwa 50 Minuten in der Stadt von Dr. Oetker und Niklas Luhmann gestrandet. Und das, obwohl Deutschland sich gerne als Technikprimus sieht, von wegen Ingenieurskunst. Was für eine Fehlauffassung!

Der neuerliche Ausfall macht fast den Ärger wegen Verspätungen aufgrund von vereisten Schienen vergessen, der uns im Winter plagte. Und schon im letzten Frühjahr herrschten chaotische, ja erbärmliche Zustände im Zugverkehr. Als die Temperaturen auf über 30 Grad anstiegen, saßen da plötzlich erschöpfte, dehydrierte Reisende auf den Bahnsteigen und fragten sich, was bloß los sei.

Ursprünglich waren die Klimaanlagen der ICE-Züge vom Typ 2 auf höchstens 32 Grad Celsius Außentemperatur ausgelegt. Nach den Pannen von 2010 werden sie bei einer Generalrevision umgerüstet, sodass sie auch 38 Grad standhalten könnten. Das dauert ungefähr einen Monat pro Zug, und Fahrgäste müssen noch bis zu zwei Jahre mit solchen Problemen rechnen. Toll, oder? Da wischt man sich verwundert den Schweiß aus dem Gesicht und denkt zurück an Bahnfahrten durch den indischen Wüstenstaat Rajasthan, die man kaum genießen konnte, weil das Großraumabteil so elendig heruntergekühlt wurde. Vergessen Sie die Bilder von den überfüllten Regionalzügen Bombays, aus deren Türen Arme, Beine, gar ganze Reisende baumeln. Das gibt es zwar auch. Aber wer in Asien A sagt, muss auch C sagen (AC = Air-Conditioning – Sie verstehen?) und tut dies wie im Fall der indischen Eisenbahn zuverlässig, auch dank eines großen, kundigen Personalstamms.

Dass eine rasche Umrüstung der Züge nicht gelingt, ja von Beginn an niemand an hochsommerliche Temperaturen gedacht hatte, zeigt nun, woran es hier mangelt: nämlich an Facharbeitern mit Ahnung. Mit der extrem langsamen Umrüstung von Klimaanlagen hat sich die Deutsche Bahn in aufklärerischer Weise den Facharbeitermangel zu eigen gemacht und setzt nun mit ihren Mitteln ein Warnsignal, das von allen gesehen wird. Das macht die Bahn zu einem wirklich visionären Unternehmen. Klasse. NAT