Leiharbeiter kriegen mehr Strahlen ab als Stammkräfte

ATOM II In deutschen AKW werden Zeitarbeiter überdurchschnittlich mit Radioaktivität belastet

MÜNCHEN dapd | Die beiden größten deutschen Stromkonzerne RWE und Eon haben Berichten über eine Gefährdung von Leiharbeitern in deutschen Atomkraftwerken widersprochen. Ein RWE-Sprecher sagte am Montag der Nachrichtenagentur dapd: „In unseren Kraftwerken gibt es bei den Arbeitnehmern keine Unterschiede. Hier gilt für unsere Mitarbeiter und die der Partnerfirmen: Arbeitssicherheit hat oberste Priorität.“

Ein Eon-Sprecher betonte, die Strahlenschutzwerte seien in Deutschland gesetzlich vorgegeben, und zwar für alle strahlenexponierten Personen – egal ob Eigen-, Fremd- oder Leiharbeiter. Sie seien so gestaltet, „dass sie Gesundheitsrisiken vollständig ausschließen“. Es werde in Deutschland lückenlos behördlich überwacht, dass die gesetzlichen Strahlenschutzwerte eingehalten würden.

Die Süddeutsche Zeitung hatte in ihrer Montagausgabe berichtet, in deutschen Kernkraftwerken würden zahlreiche Leiharbeiter für gefährliche Arbeiten eingesetzt. Diese Arbeiter seien einer deutlich höheren Strahlenbelastung ausgesetzt als Stammbeschäftigte, schrieb die Zeitung unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken.

Fast 90 Prozent der gesamten Strahlendosen bekämen Leih- und Werkarbeiter ab, die Stammbeschäftigten nur etwas mehr als ein Zehntel, hieß es in dem Bericht. Nach Berechnungen der Linkspartei sei die Strahlenbelastung für das Fremdpersonal pro Person im Durchschnitt fast doppelt so hoch wie die für das Eigenpersonal. Allerdings liege die Durchschnittsbelastung pro Person auch bei ihnen weit unter dem Grenzwert von 20 Millisievert.

Nach Angaben der Bundesregierung wurden laut Zeitung im Jahr 2009 in den 17 deutschen Leichtwasserreaktoren knapp 6.000 Mitarbeiter überwacht, die zum eigenen Personal zählten. Deutlich höher sei die Zahl des überwachten Fremdpersonals, zu denen die Bundesregierung Leih- und Werkarbeiter zähle. Ihre Zahl liege bei mehr als 24.000 Personen.

Der RWE-Sprecher räumte ein, bei den Revisionen der Kernkraftwerke würden regelmäßig Mitarbeiter anderer Unternehmen benötigt, etwa Fachpersonal der Herstellerfirmen oder Handwerker.