Eine Rote Karte für sich selbst

Olympischer Sportbund will Entscheidung zwischen Berlin und Hamburg vertagen

VON SEBASTIAN HEISER

Der Deutsche Olympische Sportbund hat sich selbst disqualifiziert. Die zur Debatte stehende Verschiebung der Entscheidung zwischen Berlin und Hamburg vom 6. Dezember auf das nächste Jahr zeigt, welch geringen Wert die Ankündigungen und Zusagen des Verbandes haben.

Natürlich ist es nicht schön für den Olympischen Sportbund, wenn er sich auf eine Stadt festlegt und die Bürger dann die Bewerbungspläne per Volksentscheid ablehnen – so wie gerade erst bei der Kandidatur Münchens für die Olympischen Winterspiele geschehen. Aber der Verband kann doch nicht das ganze Risiko auf die Bewerberstädte abwälzen und verlangen, dass in mehreren Städten parallel Volksentscheide stattfinden: Berlin soll sich festlegen, dass es es Olympia will, bevor Olympia sich dazu äußert, ob es überhaupt Berlin will?

Politische Naivität

Der Vorgang zeigt auch die politische Naivität des Verbandes. Dass eine Olympiabewerbung in Hamburg und Berlin zu Diskussionen führen wird, kann doch nicht ernsthaft eine Überraschung für die Sportfunktionäre sein. Ihre Reaktion zeugt von Hilflosigkeit: Sie wollen das Risiko allein auf die Bewerberstädte abwälzen und sich selbst dabei einen schlanken Fuß machen. Und dabei nehmen sie auch in Kauf, dass es zu einer monatelangen Auseinandersetzung zwischen Hamburg und Berlin kommt – das ist genau das, von dem der Verband bisher immer behauptet hat, er wolle es nicht.

Der Olympische Sportbund kann seine Spiele natürlich so organisieren, wie er will. Aber warum sollte Berlin sich noch an einem Spiel beteiligen wollen, bei dem der Spielleiter mittendrin die Regeln ändert?