Aufruf zur Gesprächsoffensive

Großer Jubel im „Salomons“, vor allem über das Abschneiden der CDU: Jetzt wollen die Grünen regieren

Jubel um 18.02 Uhr im „Salomons“: Die Grünen werden bei 16,5 Prozent gesehen, noch lauter ist die Begeisterung zehn Sekunden später, als die CDU-Prognose eingeblendet wird. Denn auf der grünen Party gilt das Hauptaugenmerk der Frage, ob die große Koalition als abgewählt gelten kann. Das war unmittelbar zuvor nicht unbedingt erwartet worden: Bereits um 16.07 Uhr hatte Landesvorstandssprecherin Susan Mittrenga die vorläufigen Infratest-Zahlen rumgemailt: Da hatten SPD/CDU noch eine satte Zweidrittel-Mehrheit.

Genau zwei Stunden später kann Karo Linnert ihren Anspruch, mitzuregieren, „bekräftigen“. Dass Linnert das Finanzressort führen will, gilt als ausgemacht – wenn auch einige zweifeln, ob sich die Partei mit der Übernahme dieses Ressorts einen Gefallen tun würde. Schwieriger ist gegebenenfalls die Besetzung eines zweiten Senatspostens: Matthias Güldner gilt als nächststärkster Anwärter. Allerdings hat er bereits durchblicken lassen, nur ein ihm inhaltlich nahe stehendes Ressort führen zu wollen – Inneres. Ein zweites Kernressort wird die SPD aber nicht abtreten wollen. Insofern ist am wahrscheinlichsten, dass Anja Stahmann als Bildungssenatorin – unter Einbeziehung von Kultur – zum Zuge kommt. Die Alternative, Karin Mathes als Verkehrs- und Umweltsenatorin, gilt als wesentlich unwahrscheinlicher.

„Der spinnt ja wohl“, entfährt es der grünen Bundestagsabgeordneten Marieluise Beck, als Böhrnsen („wo ich gerade bei Stichwort Regieren bin“) ungerührt im Plural von möglichen Partnern spricht. Dann der Dank des Landesvorsitzenden: „Ihr habt viel geklebt, vielleicht auch mal illegal, aber es hat geholfen“, lobt Dieter Mützelburg das Parteivolk. Nun sei ein weiterer, ähnlich intensiver Einsatz erforderlich: „Wer einen Sozialdemokraten kennt, und Ihr kennt alle welche: Sprecht mit ihnen!“ HB