Moskau sichert Wege zur Energie

Russland schließt mit Turkmenistan und Kasachstan Pipeline-Abkommen – und schafft neuen Zugang zu Gasvorkommen am Kaspischen Meer. EU und USA hatten anderen Plan

ASCHGABAT ap/dpa ■ Russland hat mit Turkmenistan und Kasachstan ein Abkommen geschlossen, das die Kontrolle Moskaus über die zentralasiatischen Energie-Exportwege stärkt: Die Vereinbarung, die im Herbst besiegelt werden soll, sieht den Bau einer Pipeline an der Küste des Kaspischen Meeres vor. Durch diese soll turkmenisches Erdgas über Kasachstan und Russland in den Westen geliefert werden.

Der russische Präsident Wladimir Putin will damit verhindern, dass sich die energiereichen Exsowjetrepubliken an Pipeline-Projekten in Richtung Westen beteiligen und dabei Russland umgehen. Putin sagte, mit dem Bau der Pipeline folge man einem turkmenischen Wunsch. Bis 2012 soll die Pipeline eine Kapazität für die Durchleitung von 20 Milliarden Kubikmeter Gas erreichen, erklärte er weiter. Die Kosten belaufen sich nach Schätzungen auf etwa eine Milliarde Dollar (740 Millionen Euro), wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete.

Mit dieser Abmachung legt Russland eine Pipeline-Route fest, die den Interessen des Westens zuwiderläuft. Die EU und die USA hatten sich für eine Gaspipeline von Turkmenistan durch das Kaspische Meer nach Aserbaidschan ausgesprochen, die an Russland vorbeiführen soll. Dadurch soll die Abhängigkeit von Russland verringert werden, das einerseits über große Energiereserven verfügt und andererseits den Export aus den zentralasiatischen Republiken in den Westen kontrolliert. Diese Pläne sind nach Angaben des turkmenischen Präsidenten Gurbanguly Berdymuchammedow aber nicht aus der Welt.

Das Vorhaben, eine Gaspipeline quer durch das Kaspische Meer zu bauen, „ist weiterhin aktuell“, sagte er. Energieexperten bezweifeln jedoch, dass Turkmenistan mittelfristig genug Gas fördern kann, um sowohl Russland als auch den Westen zu versorgen. Der turkmenische Präsident aber versprach: „Es wird genug Gas geben.“

Bis zum Jahr 2012 werde der Export turkmenischen Gases nach Russland um jährlich zwölf Milliarden Kubikmeter erhöht, kündigte Putin an. Turkmenistan ist nach Russland der zweitgrößte Erdgasproduzent in der früheren Sowjetunion und verfügt über die fünftgrößten Erdgasvorkommen weltweit.